inform_Nr4_September2013 - page 21

physio
austria
inform
September 2013
21
QUERSCHNITTLÄHMUNG
Julia Fuchslueger, BSc und Claudia Galtberger
Die Vojta- Therapie basiert auf der sogenannten »Reflex-
lokomotion«, womit automatisch ablaufende, zerebral
abgespeicherte Fortbewegungsmuster gemeint sind.
Diese beinhaltet die beiden Koordinationskomplexe des
Reflexkriechens und Reflexumdrehens, die in den Grund-
positionen Rückenlage, Bauchlage und Seitenlage akti-
viert werden. Im Reflexkriechen und Reflexumdrehen
sind alle angeborenen Bewegungsmuster zum Greifen,
Umdrehen, Aufstehen und Gehen vorhanden. Als Basis
für diese komplexen Handlungen muss die physiologisch
gestreckte, potentiell drehfähige Wirbelsäule im Sinne
des Haltungshintergrunds vorhanden sein.
In der Therapiesituation nehmen die PatientInnen eine
genau definierte Ausgangsstellung ein und die Therapeu-
tInnen aktivierten durch Druck an vorgegebene Zonen
(Druckpunkte) einen Bewegungsablauf. Diese Muskelak-
tivierung entspricht der Reflexlokomotion im Sinne des
Reflexkriechens und Reflexumdrehens. Die Koordination
und Art der Muskelarbeit ist genau beschrieben und in
den Meilensteinen der Ontogenese wieder zu finden.
Somit kann der Körper physiologisch korrekte, pränatal
gespeicherte Bewegungsmuster abrufen und reproduzie-
ren. Ziel ist es diese elementaren Muster wieder ins all-
tägliche Bewegungsverhalten aufzunehmen um posturale
Stabilität, Aufrichtung der Wirbelsäule und somit Verbes-
serung in Greifen und Mobilität zu gewinnen.
Durch von den TherapeutInnen gesetzte Reize werden
Exterozeptoren stimuliert. Dabei sind die exakt einge-
nommene Ausgangsstellung zur Reizung der Propriozep-
toren im Bewegungsapparat und die genau definierte
Druckrichtung zur Stimulation von Mechanorezeptoren in
Haut und Muskel von großer Bedeutung. Diese auf die
PatientInnen wirkenden Reize werden in Nervenerregung
umgewandelt, über afferente Bahnen zerebral verarbeitet
und als Efferenz zurückgeleitet. Die sichtbare Reaktion
der PatientInnen in Form der immer gleich ablaufenden
Antworten bestimmter Bewegungsmuster und vegetati-
ven Zeichen zeigt das Erreichen dieses Regelkreises.
Bei der Vojta-Therapie werden die Skelettmuskulatur, das
vegetative Nervensystem und die sensiblen Nervenbah-
nen angeregt und aktiviert. Somit können neben Körper-
haltung und Fortbewegung auch Atmung, Verdauung,
Ausscheidung, Schlafrhythmus, Schlucken und Sprechen
sowie Sensibilität positiv beeinflusst werden.
© RZ Weißer Hof
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