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September 2013
Rollstuhlanpassung und -versorgung
Wenn es um die optimale Rollstuhlanpas-
sung geht, muss zuerst geklärt werden wie
der Rollstuhl angetrieben wird und welcher
Einsatzbereich für die PatientInnen realis-
tisch ist. Aktive, fitte ParaplegikerInnen
benötigen ein anderes Rollstuhlmodell als
apallische PatientInnen.
Generell unterscheidet man anhand des
Antriebes zwischen Elektrorollstuhl und
mechanisch betriebenem Rollstuhl. Bei allen
Arten ist eine aufrechte symmetrische Sitz-
position das primäre Ziel, das es mit speziel-
len Rückensystemen zu erreichen gilt. Diese
muss kreislauf- und aktivitätsbedingt er-
arbeitet werden, und somit im Bedarfsfall
mehrmals adaptiert werden.
Mit dem Elektrorollstuhl besteht die Möglich-
keit mittels Hand-, Finger- oder Kinnsteue-
rung zu fahren. Einige Modelle ermöglichen
es mit dem Elektrorollstuhl in Liege- oder
Stehpositionen zu kommen, was eine
enorme Erleichterung für das Pflegepersonal
im Alltag mit sich bringt, jedoch mit höheren
Anschaffungskosten verbunden ist. Bei
den mechanisch betriebenen Rollstühlen
unterscheidet man Lehnstühle, Standard-,
Leichtgewichts- und Aktivrollstuhl. Ein
Lehnstuhl hat die Aufgabe unselbständige
PatientInnen in eine aufrechte Sitzposition
zu bringen. Dafür können Pelotten, Kopf-
stütze, aufsteckbare Tischplatten oder Gurte
notwendig sein. Weiters benötigen pflegende
Angehörige oder das Pflegepersonal höhere
Schiebegriffe mit zusätzlichen Bremsen
um sich den Pflegealltag zu erleichtern.
Der Standardrollstuhl dient dem Kranken-
transport und ist eine vorübergehende Ver-
sorgung für PatientInnen, die in absehbarer
Zeit keinen Rollstuhl mehr benötigen.
Leichtgewichts- und Aktivrollstühle bieten
die Möglichkeit an PatientInnen anpassbar
zu sein. Das heißt, dass Sitzbreite, Sitztiefe,
Sitzhöhe (vorne und hinten), Rückenlehnen-
höhe individuell einstellbar sind. Außerdem
muss die Entscheidung zwischen Armlehnen
oder Kleiderschutz beziehungsweise zwi-
schen einem Fußbrett oder geteilten Fußtei-
len getroffen werden.
Das Gesamtgewicht und die Gesamtbreite des Rollstuhls
spielen eine große Rolle im Alltag. Beispielsweise kann ein
schwerer Elektrorollstuhl nicht ohne Hebebühne in einen
Bus gehoben werden. Bezogen auf die Gesamtbreite des
Rollstuhls muss die häusliche Situation (vor allem Tür-
breiten und Liftgrößen) abgeklärt werden.
Nicht zu vergessen ist die Auswahl des Sitzkissens. Die
Hautbelastbarkeit, Inkontinenz und das Sitzgleichgewicht
der PatientInnen sind entscheidende Parameter. Das Sitz-
kissen muss aber auch mit den Maßen des Rollstuhls
zusammenpassen. Hier ist vor allem die Höhe des Sitz-
kissens zu beachten, da sie Einfluss auf die Rückenleh-
nenhöhe hat.
Auch bei der Rollstuhlversorgung gilt es, die PatientInnen
nicht über- oder unter zu versorgen. Hier sind der Aktivi-
tätsgrad und der Einsatzbereich im Alltag die entscheiden-
den Punkte. Es ist somit auch bei dieser Hilfsmittelversor-
gung sinnvoll das Ende der Rehabilitation abzuwarten.
Elektrostimulation
Vor allem in der Neurologie ist eine Heimversorgung mit
einem Elektrostimulationsgerät häufig indiziert.Tägliche
Stimulation ist bei peripheren und zentralen Lähmungen
wichtig und kann im Rahmen einer ambulanten Therapie
kaum gewährleistet werden. Deshalb müssen die Patien-
tInnen, eventuell mit Hilfe der Angehörigen, zuhause selb-
ständig stimulieren. Dies erfordert eine Unterweisung im
Umgang mit dem Gerät und die Bereitschaft zur Mitarbeit.
Voraussetzung ist die Durchführung einer Elektrodiagnos-
tik durch einen Facharzt/ärztin für Physikalische Medizin
und Rehabilitation. Festgelegt wird dabei ein sinnvoller
Stimulationsplan mit genauer Elektrodenanlage, Stromart
(es gibt mehr als nur Exponential- und Schwellstrom) und
Themenschwerpunkt
Arbeitsmedizin
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