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physio
austria
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April 2013
© Ingeborg Mairhofer
Themenschwerpunkt
Körper und Psyche
AD(H)S – Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-
Störung wird als die häufigste psychische Erkrankung im
Kindes- und Jugendalter bezeichnet. In Österreich sind
ungefähr 5 Prozent der Kinder und Jugendlichen betrof-
fen, davon bleiben circa 60 Prozent auch im Erwachse-
nenalter behandlungsbedürftig (Schlack et al. 2007).
Als Ursachen werden genetische, familiäre und umwelt-
bedingte Faktoren beschrieben. Betroffene Kinder und
Erwachsene zeigen unterschiedliche Verhaltensweisen
und Einzelsymptome, daher kann bei der Diagnose
AD(H)S von einer multimodalen Störung ausgegangen
werden. Diagnostische Verfahren richten sich nach
vorgegebenen Leitlinien. Die Klassifikation von AD(H)S
basiert auf ICD 10 oder auf DSM IV (+ Untergruppen).
Neurobiologisch betrachtet wurden strukturelle Auffällig-
keiten im Bereich des Frontalhirns gefunden, die mit
einer beeinträchtigten Funktion des Neurotransmittersys-
tems in Zusammenhang gebracht werden (Kowatschek,
2003, Lauth, 2009).
Grundmerkmale zeigen sich in unterschiedlicher Aus-
prägung und reichen von der Einschränkung der Dauer-
aufmerksamkeit beziehungsweise Ablenkbarkeit und
einer Schwäche der Impulskontrolle, sowie in vielen
Fällen einer motorischen Unruhe und eingeschränkter
psychischer Belastbarkeit, einer Motivationsschwäche
und fehlenden Zeitplanung/Organisationsfähigkeit bis zu
einer veränderten emotionalen Belastbarkeit (Skrodzki,
2009). Des Weiteren werden mangelnde koordinative
Fähigkeiten, auffällige Tonusverhältnisse und Wahrneh-
mungsprobleme beschrieben (Röckerath, 2009).
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die beschrie-
benen Auffälligkeiten vor allem durch die verzögerte oder
eingeschränkte Entwicklung der »Selbstregulationsfähig-
keiten« der betroffenen Kinder und Jugendlichen entste-
hen (Gawrilow, Schmitt, Rauch, 2011). Zur Bewältigung
von komplexen Aufgaben ist eine ausreichende Selbst-
kontrolle und Selbstregulation notwendig. Außerdem
erfordert Planen, Organisieren und zielgerichtetes Han-
deln Motivation, Aufmerksamkeit, Ausdauer und eine
Vermeidung von Ablenkung (Krowatschek, 2003).
Bewegungstherapeutische Ansätze führen in der Behandlung von
AD(H)S-PatientInnen zu Erfolgen: Das Körper- und Bewegungs-
bewusstsein der »hyperaktiven« Kinder wird dabei geschult.
AD(H)S
Bewegungstherapeutische Interventionen
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