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April 2013
29
PHD-STUDIUM
Barbara Wondrasch, MSc
Das Studium setzt sich aus drei Teilen zusammen: der
Bearbeitung und Fertigstellung des Projekts inklusive vier
Publikationen, der Absolvierung von gewissen Lehrveran-
staltungen sowie der aktiven Teilnahme (in Form von
Präsentationen oder Posterpräsentationen) an nationalen
und internationalen Kongressen. Nach erfolgreichem
Abschluss dieser drei Teile ist man sogenannter »PhD
candidate« und kann zur Abschlussprüfung antreten.
Die meiste Zeit wird mit dem Projekt und dem Verfassen
der vier daraus resultierenden Arbeiten verbracht. Nach-
dem die Forschungsfrage formuliert wurde, beginnt man
mit der PatientInnenrekrutierung und Datensammlung.
Danach werden die Daten statistisch ausgewertet und
interpretiert und in Form von schriftlichen Arbeiten zu
Papier gebracht. Diese Arbeiten werden dann an ausge-
wählte Fachjournale geschickt, die wiederum diese Arbei-
ten zur Beurteilung an Begutachter weiterleiten. Aufgrund
dieser Beurteilung wird dann entschieden, ob diese
Arbeiten publiziert werden. Es müssen alle vier Arbeiten
publiziert sein, um zur Abschlussprüfung zugelassen zu
werden.
Zusätzlich müssen Lehrveranstaltungen in den Bereichen
»Statistik«, »Methodik«, und »Ethik« in einem gewissen
Stundenausmaß absolviert werden. Im Weiteren muss
man eine gewisse Anzahl an Kongressteilnahmen nach-
weisen. Diese Teilnahmen müssen »aktiv« sein, das
bedeutet, man sollte auf diesen Kongressen bereits
Ergebnisse beziehungsweise Zwischenergebnisse seines
Projekts präsentieren.
Während dieses gesamten Prozesses wird man von
seinem Supervisor betreut beziehungsweise werden alle
diese eben genannten Teile mit dem Supervisor bespro-
chen. Eine gut funktionierende Zusammenarbeit und
gegenseitiges Vertrauen zwischen Supervisor und
der/dem StudentIn ist ein wesentlicher Bestandteil für
das Gelingen dieses Studiums.
Die Abschlussprüfung besteht aus zwei Teilen. Teil eins
beinhaltet die wissenschaftliche Aufarbeitung eines
projektnahen Themas, das zwei Wochen vor der Ab-
schlussprüfung bekannt gegeben wird. Teil zwei ist die
Präsentation und »Verteidigung« des eigentlichen Projekt-
themas. Beides wird vor einer internationalen Kommis-
sion, die von der Universität bestimmt wird, präsentiert.
Ich befinde mich zurzeit etwa in der »Halbzeit« des
Studiums. Trotz des enormen Zeitaufwands und vieler
Mühen macht mir dieses Studium viel Spaß und ich lerne
sehr viel. Frustrierend ist allein der Umstand, kaum Spon-
soren und finanzielle Unterstützung für dieses Projekt zu
bekommen. Normalerweise ist man als PhD-StudentIn
über sein Projekt finanziert, das heißt, man ist Vollzeit
angestellt. In meiner Situation war das nicht möglich, da
man in Norwegen leben muss, um über ein Projekt finan-
ziert werden zu können. Da sich mein Lebensmittelpunkt
in Österreich befindet und ein Ortswechsel aus verschie-
densten Gründen nicht möglich war, versuchte ich in
Österreich – bisher äußerst erfolglos – Sponsoren zu
finden. Die jährlichen Kosten betragen 20.000 Euro und
wurden bisher fast gänzlich von mir persönlich getragen.
Ich denke, dass diese fehlende finanzielle Unterstützung
(sowohl bei Masterstudien als auch bei Doktorats-
bzw. PhD-Studien) der Hauptgrund dafür ist, dass die
Akademisierung unserer Berufsgruppe sehr schleppend
voranschreitet. Es ist daher mein Appell an alle Ver-
antwortlichen, nicht nur zu propagieren, dass die
Akademisierung notwendig sei, sondern diese auch zu
unterstützen beziehungsweise Grundlagen für diese
notwendige Akademisierung zu schaffen.
Barbara Wondrasch, MSc
ist Physiotherapeutin und arbeitet als Dozen-
tin an der FH St. Pölten im Studiengang
Physiotherapie und ist freiberuflich im Vienna
Sports Medicine Center tätig. Ihre klinischen
Schwerpunkte sind die Orthopädie und
Traumatologie. Seit 2010 absolviert sie ein
PhD-Studium an der Sportuniversität in Oslo
(Betreuuerin: Prof. May-Arna Risberg, PhD)
mit dem Thema: »Rehabilitation nach
Knorpelverletzungen bzw. knorpelchirur-
gischen Eingriffen«