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Juni 2016
39
ASSESSMENTS
Regina Forstner
leicht kaputt. Auf der psychischen Ebene ist die Bewe-
gungsqualität Sanftmut der Einfühlsamkeit, dem Mütter-
lichen, Umsorgenden zugeordnet. Der Vorantrieb, der
hier dazugehört, ist das Vorsichtige. Wenn man eine neue
Bewegungsqualität erlernt, die viel Feinmotorik verlangt,
so ist die Person noch unsicher, es richtig zu machen. Die
dazugehörige Spannungsflusseigenschaft ist die niedrige
Intensität (Bender, 2007).
Zeit
Das Thema Zeit entwickelt sich im dritten Lebensjahr.
Kinder beginnen, mit dem Tempo in ihrer Bewegung zu
spielen, Laufspiele sind sehr beliebt. Beschleunigung und
Verlangsamung wird in dieser Phase des Lebens geübt.
Im Erwachsenenalter entscheidet dieses Verhalten
darüber, ob man Dinge gerne schnell vorantreibt oder
ob man sehr lange zur Entscheidungsfindung braucht.
Menschen, die beschleunigen, sind Menschen, die Dinge
schnell vorantreiben. Der Vorantrieb dazu ist die plötzli-
che Bewegung, mit einem unsicheren Gefühl für den
richtigen Zeitpunkt. Entscheidungen werden plötzlich
verändert. Mit dem Üben des Spannungsflusses abrupt,
der schnellen Veränderung des Muskeltonus, kann das
Zeitthema integriert werden und die Modulation und Qualität
der Bewegung beeinflusst werden. Bei unseren PatientInnen
sehe ich immer wieder, wie Übungsfolgen viel zu schnell aus-
geführt werden, denn die Ruhe für die Qualität besteht noch
nicht. Im Gegensatz dazu ist die Qualität des Verlangsamens
die Fähigkeit, Bewegungen immer langsamer auszuführen.
Gerade Burnout- oder auch UnfallpatientInnen brauchen
diesen Antrieb, um wieder gesunden zu können.
Der Vorantrieb dazu wäre das Zögerliche. Der Spannungsfluss
hierzu wäre die graduelle Veränderung der Spannung im
Körper, auch um das Verlangsamen wieder zu üben (Bender,
2007). Die obige Tabelle gibt einen Überblick darüber, wie
die verschiedenen Bewegungsqualitäten zusammenhängen.
Die Bewegungsanalyse ist noch wesentlich komplexer, aber
mit diesem System kann man PatientInnen im motorischen
Lernen sehr gut unterstützen. In der Physiotherapie kann man
dieses System nutzen, um die Beobachtungsgabe zu schulen,
um mit wenigen Inputs den PatientInnen eine neue Wahrneh-
mung für ihren Körper zu ermöglichen. Einerseits ist es hilf-
reich zu erkennen, wo Vorlieben liegen und diese zu stärken,
andererseits kann man sein Bewegungsrepertoire erweitern.
Regina Forstner
© finecki - Fotolia.com
LITERATUR
Kestenberg Amighi, J. et al.
(1999). The Meaning of
Movement -Developmental
and Clinical Perspectives of
the Kestenberg Movement
Profile. Gordon and Breach,
Amsterdam.
Bender, S. (2007). Die
psychophysische Bedeu-
tung der Bewegung:
Ein Handbuch der Laban
Bewegungsanalyse und
des Kestenberg Movement
Profiles. Logos Berlin.
TABELLE
SPANNUNGSFLUSS-
EIGENSCHAFTEN
VORANTRIEBE
ANTRIEBE
Raum
gleichbleibend
kanalisieren
direkt
ankämpfend
adaptierend
flexibel
indirekt
nachgebend
Schwerkraft
hohe Intensität
vehement/angestrengt stark
ankämpfend
niedrige Intensität
vorsichtig
leicht
nachgebend
Zeit
abrupt
plötzlich
beschleunigend ankämpfend
graduell
zögerlich
verlangsamend nachgebend
© Kestenberg et al. (1999)
JUBILÄUMSJAHR 2016
Wir feiern 100 Jahre Physiotherapie in Österreich!
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