abbaut. Üblicherweise gehören Neugier,
Interesse und Motivation zu Lernprozessen
dazu, diese sind aber je nach Phase der
Erkrankung nicht vorhanden. In diesem
Moment kommt es darauf an, die PatientIn-
nen aufzuklären, ihnen Mut zu machen und
sich als PhysiotherapeutIn als ExpertIn
auszuweisen.
Interdisziplinärer Ansatz gefragt
Moderne Neurorehabilitation ist gekenn-
zeichnet durch einen interdisziplinären
Ansatz, in dem die verschiedenen Professio-
nen wie ErgotherapeutInnen, Physiothera-
peutInnen, Pflegekräfte, LogopädInnen,
NeuropsychologInnen, ÄrztInnen und andere
an gemeinsamen Zielen arbeiten, die sie im
Gespräch mit PatientInnen formulieren und
untereinander abgestimmt anstreben. Nun
stellt sich die Frage, was der beste Weg ist,
diese Ziele – diese Handlungskompetenz –
zu erreichen. Oftmals gibt es einen interdis-
ziplinären Ansatz, der sich jedoch als multi-
disziplinärer Ansatz herausstellt. Das
bedeutet: alle Beteiligten arbeiten autonom,
man trifft sich und bespricht die Arbeit und
die Ziele. Wenn allerdings die Handlungs-
kompetenz der PatientInnen im Vordergrund
stünde, hätten transdisziplinäre Teamarbei-
ten große Vorteile. Die Handlungskompetenz
in den Vordergrund zu stellen und therapie-
übergreifend zu denken und zu handeln sind
hier erforderlich. Dieses erweiterte Rollen-
verständnis wird als »advanced scope of
practice« bezeichnet. Dadurch entsteht
mehr Verständnis füreinander und man lernt
sehr intensiv als PhysiotherapeutIn von den
anderen Disziplinen. Alle Gesundheitsberufe
bleiben aber in ihren Kernkompetenzen die
ersten AnsprechpartnerInnen. Als Physiothe-
rapeutInnen besitzen wir Kenntnisse über
die neurologischen Störungen und deren
Behandlungsansätze. Bei fehlendem Gleich-
gewicht, Spastizität, Kraftverlust, Wahrneh-
mungs- und Koordinationsstörungen hilft uns
dieses Wissen, Herausforderungen bestmög-
lich zu gestalten. PatientInnen brauchen
Beziehungsstabilität und ein warmes, stabi-
les, sicheres Umfeld, um fehlende Hand-
lungsfähigkeit zurückzugewinnen.
Bernd Anderseck, MSc
Erfahrungen formen Denken,
Verstehen und Handeln
Das Gehirn ist ein Organ zur Produktion
von Gebrauchsspuren: Das, womit wir uns
beschäftigen, das, was wir wahrnehmen in
unserem Leben, hinterlässt Spuren in
unserem Gehirn. Es prägt unser Denken,
Verstehen und Handeln. Dies ist kein abge-
schlossener Prozess. Abwechslung und
Veränderung sind lebendiger Bestandteil un-
serer Wirklichkeit und unserer Lernprozesse.
Was aber, wenn PatientInnen zum Beispiel
nach einem Hirnschlag im Bett liegen und
nichts tun können oder auch nichts tun
wollen? Wenn sie in eine depressive Phase
fallen oder enttäuscht sind, dass ihr Körper
bei Multipler Sklerose etwa mehr und mehr
© Bernd Anderseck, MSc
Themenschwerpunkt
Lernen in der Physiotherapie
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physio
austria
inform
Juni 2016
NEUROLOGIE
Bernd Anderseck, MSc
LITERATUR
Karnath, H. & Thier, P. (2012).
Kognitive Neurowissenschaft.
Springer Verlag.
Kesselring, J. (2007). Neurologi-
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Gehirnforschung und die Schule
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Dudel, J., Menzel, R. &
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wissenschaft: Vom Molekül zur
Kognition. Springer Verlag.
Hebb, D. (2002). The organiza-
tion of behavior. A neuropsy-
chological theory. Erlbaum
Books Mahwah, N.J. (Nach-
druck der Ausgabe New York
1949).
Musculoskeletal
Physiotherapy
Das Ziel ist es, aufbauend auf einer entsprechenden
Berufserfahrung, theoretisches und praktisches
e
Wissen auf dem Gebiet der muskuloskelettalen
Physiotherapie und der manuellen Therapie konzep-
tübergreifend zu erweitern und zu vertiefen.
Dauer: 5 Semester, berufsbegleitend
Start: 5. September 2016
Abschluss: Master of Science (MSc) & OMT-Diplom
Donau-Universität Krems
Die Universität für Weiterbildung
martina.tuechler@donau-uni.ac.atTel. +43 (0)2732 893-2744
www.donau-uni.ac.at/muscubezahlte Anzeige