Gesagt ist nicht immer gehört
Im Krankenhaus arbeiten PhysiotherapeutInnen mit zahl-
reichen VertreterInnen anderer Berufsgruppen zusam-
men. Wo die Überschneidungen im Arbeitsbereich mit
KollegInnen liegen und wo man einander ergänzen muss,
muss von allen Beteiligten erkannt werden. Um dies zu
eruieren, sollten die relevanten Zielgruppen und deren
Erwartungen im Arbeitsumfeld der Physiotherapie identi-
fiziert werden. Konkret geht es darum, festzustellen, wer
was, in welcher Form, wann und wie oft braucht. Nur mit
einer klaren Vorgehensweise und einer genauen Abstim-
mung kann sichergestellt werden, dass PatientInnen im
Sinne der Interdisziplinarität optimal betreut werden.
Gehört ist nicht immer verstanden
Die Kommunikation im Krankenhaus stellt eine for-
dernde Aufgabe dar, bei der es – wie überall – darauf
ankommt, sie zielgruppenorientiert zu gestalten. Es
muss dafür gesorgt werden, dass die richtigen Informa-
tionen an den richtigen Stellen (zum Beispiel bei Vor-
gesetzten, im Managementteam, in interdisziplinären
Teams) deponiert und verstanden werden. Im Kranken-
haus können neben den vorhandenen Besprechungs-
strukturen hierfür auch diverse Informationssysteme
und Gestaltungsräume genutzt werden.
PRAKTISCHE BEISPIELE
Als Kommunikationsmaßnahmen eignen sich etwa
Präsentationen, bei denen über Neuerungen informiert
wird. Auch die Mitarbeit in unterschiedlichen Gremien,
die regelmäßige Herausgabe von Newslettern oder
die Veröffentlichung von Artikeln in der hauseigenen
Zeitschrift dienen der Verbreitung von Informationen,
ebenso wie die Gestaltung der Innen- und Außenbe-
reiche eines Krankenhauses im Sinne physiotherapeuti-
scher Angebote. Man denke dabei an Erlebnisgehgärten,
Therapiewege, Übungsplätze und dergleichen. Damit
die weitergegebenen Informationen auch verstanden
werden, ist ständiges Nachfassen und wiederholtes
Informieren vonnöten.
Wahrgenommen werden
im Setting Krankenhaus
Wie können sich angestellte PhysiotherapeutInnen
gut positionieren?
Ein allen PhysiotherapeutInnen bekanntes und am
Herzen liegendes Thema, welches man aus vielerlei
Perspektiven betrachten kann, dreht sich um die Wahr-
nehmung der eigenen Person und der eigenen Tätigkeit
im Setting Krankenhaus. Von verschiedenen Unterneh-
mensbereichen können angestellte PhysiotherapeutIn-
nen lernen, um sich in einem Krankenhaus zu etablieren:
von der Organisations- und Personalentwicklung, vom
Marketing und der PR, vom Changemanagement oder
auch vom Qualitätsmanagement.
PhysiotherapeutInnen sind täglich mit dem Thema Wahr-
nehmung konfrontiert. Das Erkennen seelischer, geistiger
und/oder körperlicher Veränderungen und die Förderung
der Wahrnehmung des Körperbildes gehören zum physio-
therapeutischen Arbeitsalltag.
Aber auch PhysiotherapeutInnen werden wahrgenom-
men. Wie, von wem und in welcher Intensität ist ihnen
aber nicht immer bewusst. So könnte es durchaus
interessant sein, die eigene Wahrnehmung auf die
Berufsgruppe selbst und ihre Rollen und Funktionen
im Krankenhaus zu lenken und zu hinterfragen, wie
man positioniert ist bzw. wahrgenommen wird.
Gedacht heißt nicht immer gesagt
Es stellt keine Selbstverständlichkeit dar, inmitten vieler
im Krankenhaus arbeitender Berufsgruppen wahrge-
nommen zu werden. Die Arbeit am Rollenverständnis
ist für PhysiotherapeutInnen daher besonders wichtig.
Ein erster Schritt verlangt den Blick nach innen: Welche
gemeinsame Haltung hat das Physiotherapieteam zur
»Marke Physiotherapie« im Krankenhaus und sind die
Teammitglieder bereit, an ihr zu arbeiten? Ein zweiter
Schritt beschäftigt sich mit Zieldefinitionen: Woran kann
man erkennen, dass die physiotherapeutischen Leistun-
gen beachtet werden? Die Beantwortung dieser Frage
gibt Aufschluss darüber, wie und von wem man wahr-
genommen werden möchte und welche Kompetenzen
und Haltungen dienlich und sinnvoll erscheinen.
Der dritte Schritt der teaminternen Überlegungen sollte
sicherstellen, dass das Gedachte nach außen artikuliert
wird. Im Sinne von Paul Watzlawicks »Man kann nicht
nicht kommunizieren« spiegelt das Verhalten der einzel-
nen Teammitglieder im Arbeitsalltag die gemeinsamen
Haltungen wider, weshalb das »Gesagte« mit dem
»Gelebten« übereinstimmen sollte, etwa hinsichtlich
des Erscheinungsbilds, Teamzusammenhalts oder
interdisziplinären Zusammenarbeitens.
»PHYSIOTHERAPEUTiNNEN SIND TÄGLICH
MIT DEM THEMA WAHRNEHMUNG KON-
FRONTIERT. DAS ERKENNEN SEELISCHER,
GEISTIGER UND/ODER KÖRPERLICHER
VERÄNDERUNGEN UND DIE FÖRDERUNG
DER WAHRNEHMUNG DES KÖRPERBILDES
GEHÖREN ZUM PHYSIOTHERAPEUTISCHEN
ARBEITSALLTAG.«
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Themenschwerpunkt
Physiotherapie gut vermarktet
»Gedacht heißt nicht immer gesagt,
gesagt heißt nicht immer richtig gehört,
gehört heißt nicht immer richtig verstanden,
verstanden heißt nicht immer einverstanden,
einverstanden heißt nicht immer angewendet,
angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.«
Konrad Lorenz (1903–1989)
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September 2016