Hinsichtlich der Variablen »verbale Instruktio-
nen« und »positives verbales Feedback« als
Einflussfaktoren für motorisches Lernen kann
festgestellt werden, dass diese von öster-
reichischen PhysiotherapeutInnen zu einem
sehr hohen Maße angewendet werden.
Genauere Details hinsichtlich der Dauer,
des Zeitpunktes und der Art der Verwendung
beider Einflussfaktoren konnten dabei nicht
ermittelt werden.
Die ermittelten Zahlen bei der Anwendung
von »manueller Führung« beim Erlernen einer
neuen Bewegung oder Aktivität lassen keine
zuverlässige Interpretation zu, da die tatsäch-
liche Frequenz sowie die zeitliche Dauer der
manuellen Führung nicht ermittelt werden
konnten.
Die Anzahl der Personen allerdings, die eine
fehlerhafte Bewegung korrigiert, liegt mit
95 Prozent in einem Bereich, der im scharfen
Gegensatz zu vorhandener Literatur steht.
Die ermittelten Ergebnisse der beiden Fakto-
ren »Bewegungsdemonstration« und »Wieder-
holungszahl« sind vor den Tatsachen der
Forschungsergebnisse als unzureichend
anzusehen – etwas weniger als ein Viertel
der Befragten messen diesen beiden Einfluss-
variablen eine zu geringe Bedeutung bei.
Hinsichtlich der Frage nach einer gewissen
Autonomie für PatientInnen (»Mitbestimmung
von Übungsinhalten und Pausen«) zeigt sich,
dass nur von etwas mehr als der Hälfte der
Befragten diese vorteilhafte Lernkondition in
physiotherapeutische Behandlungen mitein-
bezogen wird.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse der Arbeit zeigen eine eindeu-
tige – mit der wissenschaftlichen Evidenz ein-
hergehende – Bevorzugung eines nach extern
gerichteten Aufmerksamkeitsfokus bei vier
von insgesamt fünf Therapiesituationen. Um
grundlegende Daten hinsichtlich der tatsächli-
chen Anwendungshäufigkeit eines externen
oder internen Aufmerksamkeitsfokus von
PhysiotherapeutInnen in Österreich zu er-
halten, wäre es notwendig, entsprechende
Beobachtungsstudien durchzuführen.
Hinsichtlich der Häufigkeit der Anwendung
verschiedener Lernstrategien zeigen die Er-
gebnisse auf, dass die Faktoren Korrektur
von Bewegungsabläufen, Mitbestimmung von
Übungsinhalten und Pausen, Demonstratio-
nen von Bewegungen und Wiederholungszah-
len bei einem Vergleich mit der vorliegenden
wissenschaftlichen Evidenz abweichen. Die
Ergebnisse der Umfrage zeigen auch, dass es
mitunter zu deutlichen Unterschieden zu den
Erkenntnissen aus der wissenschaftlichen
Forschung kommt. Die Notwendigkeit, das
eigene therapeutische Tun im Hinblick auf die
Effektivität reflektieren zu können, erfordert
Strategien zur Implementierung von evidenz-
basiertem Wissen.
Ilse Igelsböck, MSc
FRAGE 2A
Sie wollen mit einer Patientin/einem Patienten das
Gleichgewicht trainieren, indem Sie die Balance auf
einem labilen Brett üben. Welche Form der Instruk-
tion wird von Ihnen wie oft verwendet?
FRAGE 2B
Sie wollen, dass die Patientin/der Patient Knie-
beugen macht. Welche Form der Instruktion wird
von Ihnen wie oft verwendet?
FRAGE 2C
Sie wollen mit einer Patientin/einem Patienten die
Beugung der Finger verbessern, indem Sie einen
Ball zusammendrücken lassen. Welche Form der
Instruktion wird von Ihnen wie oft verwendet?
FRAGE 2D
Sie wollen die Standbeinaktivität des linken Beines
verbessern, indem Sie die Patientin/den Patienten
mit dem rechten Bein über ein Hindernis steigen
lassen. Welche Form der Instruktion wird von Ihnen
wie oft verwendet?
FRAGE 2E
Sie wollen die aktive Elevation des Armes im
Schultergelenk verbessern, indem Sie die
Patientin/den Patienten auf eine Sprosse
hinaufgreifen lassen. Welche Form der Instruktion
wird von Ihnen wie oft verwendet?
LITERATUR
Mehrholz, J. (2011).
Neuroreha nach Schlag-
anfall, Physiofachbuch,
Thieme, Stuttgart.
Wulf, G. (2009). Aufmerk-
samkeit und motorisches
Lernen, 1. Aufl, Urban &
Fischer in Elsevier,
München.
Mückel, S. & Mehrholz, J.
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strategies on trunk
control on patients after
stroke. A randomized
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Clinical rehabilitation, Vol.
28 No. 7, pp. 632–636.
Dillman, D.A. (2007).
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The tailored design
method, 2nd ed., 2007
update with new internet,
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guide, Wiley, Hoboken,
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Johnson, L., Burridge, J.H.
& Demain, S.H. (2013).
»Internal and external
focus of attention during
gait re-education: an ob-
servational study of physi-
cal therapist practice in
stroke rehabilitation«,
Physical therapy, Vol. 93
No. 7, pp. 957–966.
MOTORISCHES LERNEN
Ilse Igelsböck, MSc
ABBILDUNG 1
Anwendungshäufigkeiten der Fragen 2a - 2e für den internen
Aufmerksamkeitsfokus, V2a_i bis V2e_i = Variable 2a – 2e
ABBILDUNG 2
Anwendungshäufigkeiten der Fragen 2a - 2e für den externen
Aufmerksamkeitsfokus, V2a_e bis V2e_e = Variable 2a – 2e
interner Antwortfokus
externer Antwortfokus