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physio
austria
inform
Juni 2016
Themenschwerpunkt
Lernen in der Physiotherapie
Die Förderung von Health Literacy sollte allerdings auch
in der Rehabilitation als Ziel angestrebt werden. Eine
optimale Behandlungstechnik kann nicht den gewünsch-
ten Erfolg erzielen, wenn TherapeutInnen sich keine
Gedanken über das Health Literacy-Niveau ihrer
PatientInnen machen. Aber gerade in diesem Bereich
steht der Grundsatz der PatientInnenorientierung häufig
im Widerspruch zu finanziellen und organisatorischen
Rahmenbedingungen. Vorgegebene Organisationsab-
läufe in Gesundheitseinrichtungen und standardisierte,
evidenzbasierte Therapieabläufe erschweren es den
TherapeutInnen oft, die individuellen Bedürfnisse und
Präferenzen der einzelnen PatientInnen zu berücksichti-
gen. Gerade in der Rehabilitation von chronisch Kranken
ist es wichtig, die RehabilitandInnen zu ExpertInnen in
eigener Sache auszubilden. Neben dem Verständnis
für die Notwendigkeit von therapeutischen Maßnahmen
ist auch eine positive Selbstwirksamkeitserwartung
Voraussetzung für die Verringerung von Risikofaktoren
und/oder Symptomen.
Chancen für PhysiotherapeutInnen
Reha-Einrichtungen können zur Verbesserung der
Gesundheitskompetenz gezielt das Instrument der
PatientInnenschulung nutzen. Dazu zählen strukturierte
Disease-Management-Programme, die Betroffene unter-
stützen, ihr Leben eigenverantwortlich zu bewältigen und
ungünstige Krankheitsverläufe und Folgeerkrankungen zu
vermeiden. PatientInnen sollen dadurch lernen, adäquat
auf Symptome zu reagieren und einen risikoreduzierten
und gesundheitsförderten Lebensstil anzunehmen. Reine
Informationsvermittlung – etwa in Form von Vorträgen,
Broschüren etc. – hat in modernen Schulungsprogram-
men allerdings einen sehr begrenzten Stellenwert. Die
individuelle Wahrnehmung der Betroffenen mit ihren
Zielen und Motiven muss Gegenstand der Schulung sein.
Ein Transfer von Verhaltensänderungen in den Alltag
muss erleichtert und in die Selbstverantwortung der
PatientInnen gelegt werden. PhysiotherapeutInnen
können dabei das Selbstmanagement der Betroffenen
unterstützen: etwa durch verständliche und motivierende
Empfehlungen zu Trainingsprogrammen und zur Integra-
tion von regelmäßiger körperlicher Aktivität in den
PatientInnen-Alltag, Verbesserung der Stressbewältigung
durch Entspannungstechniken, Erkennen von diversen
Symptomen mit der Information, ob eine Selbstbehand-
lung erfolgen kann oder Unterstützung von Health
Professionals in Anspruch genommen werden sollte.
Derart strukturierte und individuelle Schulungspro-
gramme – umgesetzt von multidisziplinären Behand-
lungsteams - sind aktuell die am besten durch wissen-
schaftliche Studien belegte Intervention, um bei chro-
nisch Kranken langfristig Verbesserungen zu erzielen
(Bitzer et al., 2009).
© Patrick Daxenbichler – Fotolia.com
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