Themenschwerpunkt
Physiotherapie gut vermarktet
PhysiotherapeutInnen sind auch fachlich versiert in
Bereichen wie z. B. Diabetes, Bluthochdruck, Gefäßer-
krankungen, wo es um die Verhinderung einer weiteren
Verschlechterung der Krankheit geht, der sekundären
oder tertiären Prävention.
Das ist mir nicht bekannt.
Heutzutage werden viele Therapie- oder Trainings-
methoden insgesamt sehr stark vermarktet. Wie wichtig
ist dir wissenschaftlich fundiertes Vorgehen von Per-
sonen, die Gesundheitsdienste anbieten?
Die Effizienz muss gegeben sein. Als Patient muss ich
zufrieden sein, ein Nationalteamspieler muss zu
100 Prozent einsatzfähig sein. Ein Beispiel ist für mich
die Faszientherapie. Faszien hat es immer schon gege-
ben, nur jetzt redet man darüber und beschäftigt sich
wissenschaftlich mehr damit. Es ist mir egal, wie und
wer mir den Spieler zu Spitzenleistungen bringt. Das
Gesamtergebnis zählt für mich.
PhysiotherapeutInnen im Sport arbeiten meist für eine
geringe Aufwandsentschädigung oder zu absoluten
Dumpingpreisen, die sie noch zusätzlich voll versteuern
müssen. Die Arbeit ist körperlich anstrengend, man reist
viel herum und arbeitet oft bis spät in die Nacht. Aber
die Mitarbeit, gerade der Berufsgruppe der Physiothera-
peutInnen im Bereich des Spitzensports, ist für die Sport-
lerInnen und Vereine dennoch unverzichtbar geworden.
Wie könnte Physio Austria aus deiner Sicht diese für uns
unbefriedigende Situation ändern und ihre Mitglieder
unterstützen, dass sie endlich auch ihrem Wert und ihrer
Verantwortung entsprechend entlohnt werden?
Es gilt, den Nachweis für deren Effizienz zu erbringen.
Wenn nachweisbar ist, dass SpielerInnen nach Verletzun-
gen früher wieder einsatzfähig sind oder schneller fitter
werden bzw. sich gar nicht verletzen, lohnt sich das In-
vestment in PhysiotherapeutInnen. Ich denke, dass es
nötig ist, die Effizienz Eurer Arbeit zu belegen. Daraus er-
kennt man die Wichtigkeit und wird auch bereit sein,
mehr Geld für diese Leistungen zu bezahlen.
In der Praxis gedacht: Das Österreichische Herren-
Volleyball-Nationalteam ist heuer sensationell erfolgreich
und schaffte den 3. Platz in der European League. Wir
hatten drei gröbere Verletzungen und trotzdem konnten
in der Finalrunde alle Spieler dank intensiver Physiothe-
rapie antreten. Was erwartest du dir diesbezüglich, wie
soll ein Effizienznachweis der ÖVV-PhysiotherapeutInnen
ausschauen?
Ganz einfach zunächst mittels Dokumentation der Arbeit.
Ein weiterer Weg ist eine größer angelegte Studie zum
Thema »Effizienz der PhysiotherapeutInnen im Sport«.
Ich bedanke mich für das Interview und wünsche dir
und dem Volleyball-Herren-Nationalteam für die EM-
Qualifikation 2017 im September viel Glück und Erfolg!
© O
̈
sterreichischer Volleyballverband
© O
̈
sterreichischer Volleyballverband
Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sind seit Beginn
meiner Profikarriere wichtige Wegbegleiter. Neben der professio-
nellen therapeutischen Versorgung nach Verletzungen ist auch
das Erlernen neuer Bewegungen essenziell. Spezielles Ansteuern
bestimmter Muskeln hilft, den Bewegungsablauf zu optimieren
und wird zur Verletzungsprophylaxe angewandt. Durch diese
Methoden konnte ich Knie- und Schulterprobleme lösen und
ernste Verletzungen vermeiden. Die eigenen Methoden jeder
Physiotherapeutin/jedes Physiotherapeuten bringen enorm viele
Vorteile für mich als Leistungssportler. Verschiedene Sicht- und
Herangehensweisen halfen mir, meinen Körper besser kennen-
zulernen. Meine Fähigkeit, Probleme frühzeitig zu erkennen und
durch richtige physiotherapeutische Behandlung im Keim er-
sticken zu können, wurde mithilfe kompetenter Betreuung ver-
bessert. Hinter jeder erfolgreichen Sportlerin/jedem erfolg-
reichem Sportler steht meiner Meinung nach eine kompetente
Physiotherapeutin/ein kompetenter Physiotherapeut.
Peter Wohlfahrtstätter
Kapitän und Mittelblocker der
Österreichischen Volleyball-Nationalmannschaft
WAS BEDEUTET PHYSIOTHERAPIE FÜR …
Physiotherapie im Leistungssport ist nur sehr schwer wegzuden-
ken. Nachdem ich ein Jahr in Italien gespielt habe, weiß ich, warum
es möglich ist, dass Athleten mit 43 Jahren immer noch auf höchs-
tem Niveau Leistungssport betreiben können. Ich bin in meiner
noch jungen Profikarriere von sieben Jahren – zum Glück – von
schweren Verletzungen und langen Zwangspausen verschont ge-
blieben (drei Monate dauerte mein längster Ausfall). Das ist sicher
zu einem sehr hohen Anteil den Physiotherapeuten zu verdanken.
Sehr wichtig waren bzw. sind für mich die regelmäßigen Therapien
und Massagen, denn alles, was vorbeugend erarbeitet wird, kann
vor schwereren Verletzungen schützen.Leider ist es noch nicht
überall der Fall, dass Physiotherapeuten bzw. Masseure vorhanden
sind, weil viele Vereine nicht so viel Wert darauf legen bzw. nicht
über die finanziellen Mittel verfügen.
Alexander Berger
Derzeit Profivolleyballer in Italien, Außenangreifer
des Österreichischen Volleyball-Nationalteams
WAS BEDEUTET PHYSIOTHERAPIE FÜR …