inform Nr.3 Juni 2014 - page 9

Extrinsisches FB wird von extern zusätzlich
zum intrinsischen FB gegeben. Dies können
Rückmeldungen während und nach einer Be-
wegung sein, die äußere Aspekte, wie Lage
und Ausmaß der Veränderung des Körpers
im Raum und in Bezug zu einem externen
Orientierungspunkt bewusst machen (Shum-
way-Cook & Wollacott 2012, Wulf 2007).
Derartige FB Formen werden beim therapeu-
tischen Üben häufig angewendet. So können
verbale Instruktionen oder Rückmeldungen
während oder nach einer Bewegung auf das
Lernergebnis wirken. Richtunggebende Ori-
entierungshilfen am Körper und in Bezug
zum Raum sowie rhythmisierende Hilfen
regulieren vor allem Ausmaß und Bewe-
gungsrhythmus sowie die Genauigkeit von
Bewegungen (Gantert & Suppé 2007). Zum
extrinsischen FB zählen auch bewegungs-
begleitende Video- oder Fotoaufnahmen,
die das Resultat einer Bewegung aufzeich-
nen und rückmelden.
Forschungsergebnisse deuten darauf hin,
dass FB über das KR zu besseren Lernergeb-
nissen führen, als FB über KP. Dies scheint
jedoch vor allem für komplexe Bewegungen
und Aktivitäten zuzutreffen (Shumway-Cook
& Wollacott 2012, Wulf 2007). Bezüglich des
idealen Zeitpunkts von FB beim Üben gibt es
keine eindeutigen wissenschaftlichen Anga-
ben. Jedoch scheint es erwiesen, dass FB
während der Bewegungsausführung den
motorischen Lerneffekt weniger fördert als
FB am Bewegungsende. Bezüglich der FB
Frequenz konnten Winstein und Schmidt
(1990) nachweisen, dass 50-prozentiges
FB zu Beginn einer motorischen Lernphase
und langsames Reduzieren der Frequenz im
Übungsverlauf zwar im Lernprozess selbst
keine Unterschiede zu 100-prozentigem FB
zeigt, sehr wohl jedoch zu einem besseren
Ergebnis im Retentions- und Transferprozess
der geübten Bewegung führt (Shea et al.
1993). Zu häufiges FB scheint eine Abhän-
gigkeit vom Therapeuten/von der Thera-
peutin zu schaffen. Die eigenständigen in-
trinsischen Kontrollmechanismen werden
nicht mehr ausreichend eingesetzt. Die
Übungen können nur unter Fremdkontrolle
umgesetzt und auch nicht adaptiert werden.
Wulf (2007) resümiert aus bestehenden
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Forschungsergebnissen, dass positives FB
dem Lernprozess förderlicher ist als negati-
ves FB. Zudem ist es interessant, dass FB,
das sich Laien gegenseitig geben, zu hohen
Lernerfolgen in der primären Akquise von
Bewegungen führt.
Neben den beschriebenen grundlegenden
Erkenntnissen zum differenzierten Einsatz
von (B)FB zeigt die praktische Erfahrung,
dass Instruktion unter Nutzung von FB und
BFB dem Therapieprozess einen spieleri-
schen Aspekt geben kann. Weiters bietet
es auch den Übenden die Möglichkeit, sich
selbst und die eigene Leistungsfähigkeit zu
überprüfen, was die Freude am Üben und
den Leistungswillen steigern kann. In diesem
Sinne trägt (B)FB auch zur Steigerung der
Motivation und Selbstwirksamkeit bei und
dies hat eine Auswirkung auf die langzeitige
Übungsadhärenz. In diesem Wirkbereich von
BFB gibt es allerdings noch Forschungs-
bedarf (Herderschee et al. 2011).
Zusammenfassung
Feedback kann als eine Technik der Physio-
therapie zur Unterstützung des motorischen
Lernprozesses in der Behandlung von Patien-
tInnen mit motorischen Kontrollleistungs-
störungen betrachtet werden. Aus der be-
stehenden Forschung gibt es gute Hinweise
und erste Richtlinien für den differenzierten
und individuell angepassten Einsatz von
FB im Rahmen der Therapie.
PhysiotherapeutInnen werden zukünftig
mehr denn je gefordert sein, Langzeiteffekte
ihrer Interventionen nachzuweisen. Sind im
Rahmen der Therapie motorische Lernleis-
tungen zur Sicherung des Therapieergebnis-
ses erforderlich, so könnte die vertiefte
Beschäftigung mit selektiv eingesetztem
FB ein wichtiger Aspekt der Effektsicherung
sein.
FEEDBACK
Barbara Gödl-Purrer, MSc
physio
austria
inform
Juni 2014
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Barbara Gödl-Purrer, MSc
19. - 20.09.2014, FH Joanneum, Graz
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erkennen - behandeln - dokumentieren« und »Feedbackgesteuertes Üben
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Kursanmeldungen bitte schriftlich an
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