Die Professionalisierung im Spitzensport hatte
in den letzten Jahrzehnten nicht nur die steigen-
den Einschaltquoten und gewachsenen
Verdienstmöglichkeiten von Sportlern und
Führungskräften zur Folge.
In einem lückenlosen Betreuungs- und Coaching-
system, wie jenem der ÖSV-Skispringer, orches-
triert der Cheftrainer ein handverlesenes Team
an Experten.
Heutige Physiotherapeuten sind erfolgreich in
die Fußstapfen früherer Legenden getreten.
Ihr tiefes Verständnis für motorische und biologi-
sche Zusammenhänge macht Physiotherapeuten
weit über die Rolle des einstigen »Muskelkneters«
hinaus zur Vertrauenspersonen und Bindegliedern
zwischen den unterschiedlichen Bereichen wie
Medizin, Technik- Kraft und sogar Mentaltraining.
In seiner Kerndomäne, im Regenerationsprozess
nach Verletzungen, leitet der gute Physiothera-
peut den Profisportler, wohl aber auch den
»normalen Patienten« Schritt für Schritt vom
»behandelt-Werden« zur Selbsttätigkeit und zur
Eigenverantwortung für Qualität und zeitlichen
Verlauf des Heilungsprozesse.
Mag. Toni Innauer
Ehemaliger österreichischer Skispringer
physio
austria
inform
Februar 2016
21
Als die erste Schule für Physiotherapie
im Jahr 1916 gegründet wurde, war die
Physiotherapie zwar selbst noch eine
relativ junge Disziplin, allerdings eine
mit weit zurückreichenden historischen
Wurzeln.
Dr. Artur Wechselberger
PRÄSIDENT DER ÖSTERREICHISCHEN ÄRZTEKAMMER
Denn einige Methoden der modernen Physiotherapie wie etwa
Massagen und medizinische Bäder wurden bereits vor rund
4.000 Jahren im alten China angewandt, um Funktions-, Bewe-
gungs- und Aktivitätseinschränkungen zu behandeln. Aus der
Antike sind uns gymnastische Erziehungsziele überliefert und
auch Hippokrates vertrat Auffassungen, die sich in der modernen
Physiotherapie wiederfinden. Leibesübungen, so Hippokrates,
könnten gesundheitliche Wirkungen erzielen – eine Ansicht,
die sich über Jahrhunderte hinweg gehalten hat und nur im
Mittelalter zeitweilig in Vergessenheit geriet.
Die Renaissance hauchte den alten Idealen neues Leben ein;
nun rückten auch Frauen, Kinder und körperlich behinderte Men-
schen zunehmend in den Mittelpunkt medizinischer Betrachtung.
Im 18. Jahrhundert begründete der französische Arzt Nicolas
Andry die Orthopädie und verschrieb spezielle gymnastische
Übungen zur Therapie sowie zur Prophylaxe. Der Schwede Pehr
Henrik Ling wiederum entwickelte eine gezielte therapeutische
Gymnastik, die er mit Massagen kombinierte. Im 19. und 20.
Jahrhundert wuchs der Bedarf an Behandlungen stetig an, nicht
zuletzt durch die beiden Weltkriege sowie durch eine wachsende
Zahl an Arbeits- und Verkehrsunfällen. Lange Zeit war die Physio-
therapie dabei auf Rehabilitation ausgerichtet – eine Eingleisig-
keit, die heute nicht mehr denkbar wäre. Das Aufgabengebiet der
PhysiotherapeutInnen spannt sich mittlerweile über praktisch alle
medizinischen Bereiche, egal ob Kinder- und Jugendheilkunde,
Orthopädie, Geriatrie oder Onkologie.
Die Erweiterung des Tätigkeitsbereichs erforderte auch
gesetzliche Änderungen: Im Jahr 1992 trat das Bundesgesetz
über die gehobenen medizinisch-technischen Dienste
(MTD-Gesetz) in Kraft, das die MTD-Berufe aus dem Kranken-
pflegegesetz herauslöste und exakt definiert, welche Aufgaben
der Physiotherapie zukommen sowie die Details der Ausbildung
regelt. Seit mehr als 50 Jahren vertritt außerdem Physio Austria
die Interessen der österreichischen PhysiotherapeutInnen.
Dennoch bleibt noch viel zu tun, gerade, was die Versorgung
der PatientInnen im extramuralen Bereich betrifft. Nicht nur der
Ausbildungsstand und das zahlenmäßige Angebot allein kann
das Versorgungsziel sein. Vielmehr muss darauf hingearbeitet
werden, die Zusammenarbeit zwischen ÄrztInnen und Physio-
therapeutInnen zu intensivieren, um eine wohnort- und zeitnahe
Verfügbarkeit zu garantieren. Dann werden unsere PatientInnen
den Behandlungserfolg haben, den sie brauchen und den die
Physiotherapie zu leisten vermag.
GEBURTSTAGSBOTSCHAFT
Anzeige
Was ist das Besondere daran?
Das Pferd hilft mit seiner unnachahmli-
chen, dreidimensionalen Rückenbewegung
Verbesserungen von Aufrichtung, Haltung
und Bewegung, aber auch in vielen Berei-
chen der Wahrnehmung zu erzielen.
Zur rein physiotherapeutischen Wirkung
kommt noch die emotionale Komponente
dazu; mit Freude lernt und übt jedeR
PatientIn erfolgreicher.
Keine andere physiotherapeutische
Behandlung bietet die Möglichkeit, sich
in aufrechter Haltung mit fremden Beinen
durch den Raum bewegen zu können.
So werden Bewegungsabläufe gelernt
und geübt, Gleichgewicht, Koordination,
Atmung, aber auch die gesamte Sensorik,
Wahrnehmung und Psyche werden in der
Hippotherapie angesprochen.
Thesy Feichtinger-Zrost, MSc
Leitende Physiotherapeutin
im Ambulatorium für
Entwicklungsdiagnostik und
Therapie der Lebenshilfe Salzburg
Leiterin des fachlichen
Netzwerks Hippotherapie
WAS BEDEUTET PHYSIOTHERAPIE FÜR …
© ÖÄK/Hofer