Die Füße sind die Stützen unseres Lebens.

(Wo) drückt der Schuh?

Text: Susanne Ahmad, BSc MSc

Unsere Füße müssen tagtäglich enorme Leistungen erbringen. Sie sind wortwörtlich die Stützen unseres Lebens. Stehen, gehen, uns ins Balance halten und dabei noch das gesamte Körpergewicht inklusive zusätzlicher Lasten tragen und bewegen.

Schuhe erfüllen gerade in unserer Gesellschaft eine wichtige Funktion. Die meiste Zeit unseres Tages verbringen unsere Füße in Schuhen. Gerade beruflich ist in der Regel (passendes) Schuhwerk gefordert. Aber auch hier gibt es Unterscheidungen, vom Sicherheitsschuh mit seinen unterschiedlichen Funktionen, über den Schuh angepasst an den im Büro geltenden Dresscode bis hin zum Schuh als modisches Statement.

 

Wie sollte ein Schuh eigentlich sitzen?

Der Schuh sollte, weder zu breit noch zu eng sein, die Ferse gut führen und vorne an der Zehe etwa einen Daumen breit Spiel haben; kurz gesagt, er sollte bequem sein. Zur optischen Überprüfung einfach mal die Innensohle aus dem Schuh entfernen und sich daraufstellen. Da wird oft ersichtlich, wie es mit dem Fuß-Schuh-Verhältnis beschaffen ist.

Mittlerweile gibt es grundsätzlich viele Möglichkeiten bequemen UND auch modischen Fußes von A nach B zu kommen und dabei auch noch Karriere zu machen. Und ja, auch hier kommen immer wieder die Einwände

der Dresscodes, in bestimmten Branchen und Unternehmen, die wohl historisch gewachsen sind, ich aus physiotherapeutischer Sicht aber nicht immer ganz nachvollziehen kann. Denn in vielen Unternehmen wird Gesundheitsfürsorge und Arbeitnehmer*innenschutz sehr groß geschrieben, dennoch gilt noch häufig der „geschlossene, schwarze Lederschuh mit Absatz“ als unausgesprochenes Gesetz.

Es ist durchaus sinnvoll, sich mit diesen Säulen unseres Lebens - den Füßen - wohlwollend auseinander zu setzen. Und daher möchte ich Sie an dieser Stelle fragen: Drückt der Schuh?

Die meisten von uns werden der Aussage, dass Schuhe mit Absatz (sogenannte Stöckelschuhe) sehr unangenehm, wenn nicht sogar gesundheitsschädlich zu tragen sind, sofort zustimmen. Aber wenn wir ganz ehrlich sind, sind es nicht nur diese extremen Beispiele an Modekultur, die in der Regel nicht angenehm zu tragen sind. Aus meiner Jugend ist mir bis heute noch allzu gegenwärtig der englische Arbeitsschuh, den jeder Teenager, der etwas auf sich hielt, in den 90er Jahren besitzen und tragen musste! Monatelang Blasen an den Füßen wurden hier gerne in Kauf genommen.

Jetzt stellt sich für mich die Frage: ist das noch annehmbar? Ist ein Schuh, bei dem ich auf jeden Fall die ersten Wochen grundsätzlich mit Blasen rechnen muss, weil ich ihn „eingehen“ muss tatsächlich eine gute Wahl? Oder auch Schuhe die nach vorne hin so schmal, oder spitz sind, dass den Zehen jeglicher Bewegungsspielraum genommen wird.

 

Was hat das Ganze mit Physiotherapie zu tun?

Beobachten Sie sich einmal, beim Tragen von derartigen Schuhen. Was passiert währenddessen im Rest des Körpers? Gehen Sie vielleicht plötzlich nicht mehr ganz so schnell? Machen Sie kleinere, oder auch breitere Schritte? Schmerzt mitunter der Rücken, oder vielleicht ein Knie?

Schuhe die den Fuß der Trägerin/ des Trägers in seiner natürlichen Beweglichkeit einschränken, führen unweigerlich zu einem geänderten Gehverhalten. Diese kann sich auch in Beschwerden in anderen Körperteilen manifestieren.

Ich möchte Sie an dieser Stelle ermutigen sich hin und wieder achtsam mit Ihren Füßen auseinander zu setzen. Wie geht es Ihren Füßen in Ihren Schuhen? Kommen Ihnen einige der erwähnten Erscheinungen bekannt vor?

Nochmals mein Plädoyer: Achten Sie auf Ihre Füße. ◦ Gönnen Sie ihnen mal auch mal eine Pause und

gehen sie barfuß!

  • Tragen Sie Schuhe die Ihnen wirklich passen!
  • Hinterfragen Sie die Bequemlichkeit Ihres Schuhwerkes.
  • Sortieren Sie Untragbares aus (oder definieren Sie sie gezielt als Sitzschuhe).
  • Sollten Sie Kleidungsvorschriften in der Arbeit haben, die Sie zum Tragen unbequemer Schuhe zwingen, tragen Sie sie nur dort und nicht auch schon am Weg dorthin, oder versuchen Sie sie im Rahmen des möglichen zur Bequemlichkeit hin zu optimieren.

Nehmen Sie sich Zeit und hören Sie in sich hinein. Das Leben ist zu kurz für unbequeme Schuhe.

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Susanne Ahmad, BSc MSc

Mitglied des Kompetenzteams Neurologie

Aus der Ausgabe

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2023|03

Bewegt-Magazin März 2023

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