Physio Austria hat das Economica Institut mit der Umsetzung einer Studie zum ökonomischen Fußabdruck der Physiotherapie in Österreich beauftragt.

Die Ergebnisse sind beeindruckend. Für die Studie wurden 6.500 Mitglieder von Physio Austria zur Teilnahme an einer Befragung eingeladen. 860 Physiotherapeut*innen haben teilgenommen, das entspricht einer Rücklaufquote von 13 Prozent. Constance Schlegl, Präsidentin von Physio Austria und Univ.-Prof. Dr. Christian Helmenstein, Geschäftsführer von Economica, haben die Ergebnisse präsentiert. Den Bericht zur Studie „Bedeutung und Entwicklung der Physiotherapie in Österreich“ finden Sie im Downloadbereich, ebenso eine grafische Darstellung der wichtigsten Sudienergebnisse.
 

Foto von Constance Schlegl, MPH und Univ.-Prof. Dr. Christian Helmenstein, Vorstand des Economica Instituts bei der Präsentation der Ergebnisse.
Constance Schlegl, MPH und Univ.-Prof. Dr. Christian Helmenstein, Vorstand des Economica Instituts


1,16 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung

Die direkte und multiplikative Bruttowertschöpfung der Physiotherapie im Kern beträgt 1,16 Milliarden Euro. Direkt sind es 871 Millionen Euro. Im Vergleich dazu: Die direkte Bruttowertschöpfung aller Rundfunkveranstalter betrug 738,4 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Bei der Physiotherapie im weiteren Sinne sind es 1,58 Milliarden Euro, damit liegt die Wirtschaftsleistung der Physiotherapie zwischen der sonstiger freiberuflicher Tätigkeiten und des Veterinärwesens (1,10 Milliarden Euro) einerseits und dem Verlagswesen (1,23 Milliarden Euro) andererseits. Circa 0,4% der Wertschöpfung in Österreich hängen direkt oder indirekt mit der Physiotherapie zusammen. Univ.-Prof. Dr. Christian Helmenstein: „Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Physiotherapie ist enorm, sogar wenn die therapeutischen Effekte ausgeklammert werden. Es handelt sich um einen wachsenden Wirtschaftszweig, dessen tatsächliche ökonomische Relevanz statistisch bis dato kaum sichtbar wurde.“

Physiotherapie aus ökonomischer Perspektive – Methodik

In der Studie wurde der ökonomische Impact von Physiotherapie in zwei Kategorien erhoben: Physiotherapie im Kern sowie im weiteren Sinn. Der Kern umfasst die Dienstleistung per se, im weiteren Sinn wird auch das erweiterte Wertschöpfungsnetzwerk wie das auf die Physiotherapie bezogene z.B. Verlagswesen, Forschung und Entwicklung oder Erziehung und Unterricht abgebildet.

Nahezu zwei Physiotherapeut*innen pro 1.000 Einwohner*innen

Die Physiotherapie-Versorgungsdichte ist in den vergangenen Jahren in allen Bundesländern gestiegen. Im Jahr 2022 lag sie bei 1,96 Physiotherapeut*innen pro 1.000 Einwohner*innen. In den westlichen Bundesländern liegt der Wert über 2. Bei der Leistungsorganisation zeichnet sich folgendes Bild: Die meisten Freiberuflichen Physiotherapeut*innen arbeiten in Einzelpraxen, dicht gefolgt von Praxisgemeinschaften. Bei den Angestellten sind die meisten in Krankenanstalten tätig, gefolgt von Kuranstalten und Rehabilitationszentren.

Beschäftigungseffekte

Im Kern haben knapp 0,5 % der in Österreich Beschäftigten einen unmittelbaren Bezug zur Physiotherapie. Im weiteren Sinne sind es 23.533 Personen. Im Vergleich dazu: Im 8. Wiener Gemeindebezirk leben 24.674 Einwohner*innen oder in den Dienstleistungen des Sports und der Unterhaltung gibt es 24.000 Beschäftigte.

Fiskalische Effekte

Die gesamte Steuer- und Abgabenleistung der Physiotherapie beträgt im Kern 273,3 Millionen Euro. Der direkte Effekt beläuft sich auf 187,2 Millionen Euro und ist damit doppelt so hoch wie das Aufkommen durch die Werbeabgabe (96 Millionen Euro). Im weiteren Sinn beträgt die gesamte Steuer- und Abgabenleistung 442,7 Millionen Euro. Der direkte Effekt macht 280,2 Millionen Euro aus und erreicht damit das Aufkommensniveau der Fremdenverkehrsabgabe (282 Millionen Euro).

Constance Schlegl: „Die Wertschöpfungs- und Fiskaleffekte unterstreichen die Bedeutung der Physiotherapeut*innen als drittgrößter Berufsgruppe im Gesundheitswesen. Damit sind die großartigen Leistungen der Kolleg*innen auch in Zahlen gegossen. Diese Studienergebnisse unterstreichen beeindruckend den Stellenwert der Physiotherapie in Österreich und untermauern die Notwendigkeit unserer Forderungen nach der gesetzlich geregelten Einbindung von Physio Austria in die Versorgungsplanung, der Physiotherapie als elementaren Grundbaustein von Primärversorgungszentren und die Anbindung der Physiotherapeut*innen an den elektronischen Datenaustausch (ELGA).“ Hier geht es zur Presseaussendung.