Skoliose
Was ist Skoliose?
Skoliose ist eine Seitverbiegung der Wirbelsäule bei gleichzeitiger Verdrehung der Wirbelkörper. Dadurch kommt es zum Längenverlust und zu einer Verformung des Rumpfes.
Zusätzlich kommt es bei einer typischen Skoliose zur Ausbildung eines Flachrückens im Bereich der Brustwirbelsäule.
Kann die Verformung der Wirbelsäule aktiv vollständig aufgerichtet werden, handelt es sich nicht um eine echte Skoliose, sondern um eine so genannte „skoliotische Fehlhaltung“.
Entstehung der Skoliose
Eine Skoliose kann verschiedene Ursachen haben, von bestimmten Muskelerkrankungen über angeborene Fehlbildungen der Wirbel bis hin zu Unfällen oder neurologischen Problemen. In etwa 80-90% der Fälle bleibt die Ursache aber unbekannt. Man spricht dann von einer „idiopathischen Skoliose“. Sie entsteht praktisch immer bereits im Kindes- oder Jugendalter und ist bei Mädchen vier- bis siebenmal häufiger als bei Jungen.
Eine Möglichkeit der Einteilung von idiopathischen Skoliosen ist der Zeitpunkt des Auftretens. Zwischen dem ersten und dem zweiten Lebensjahr auftretende Skoliosen werden als „infantile idiopathische Skoliose“ bezeichnet. Zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr auftretende bezeichnet man als „juvenile idiopathische Skoliose“. Zwischen dem zehnten und vierzehnten Lebensjahr auftretende Skoliosen werden als „adoleszente idiopathische Skoliose“ bezeichnet. Die adoleszente idiopathische Skoliose ist die häufigste Erscheinungsform.
Wie erkennt man eine Skoliose?
Es gibt mehrere Anzeichen, die auf eine Skoliose hinweisen. Wenn Sie eines oder mehrere dieser Anzeichen bemerken, sollten Sie unbedingt einen Untersuchungstermin mit einem Arzt vereinbaren.
- Unterschiedliche Höhe der Schultern
- Ein Schulterblatt steht deutlicher hervor als das andere
- Der Kopf befindet sich nicht mittig über dem Becken
- Eine Beckenseite ist höher als die andere
- Die Taillen sehen unterschiedlich aus
- Der Brustkorb wirkt asymmetrisch
- Veränderungen in Aussehen oder Struktur der Haut über der Wirbelsäule
- Der ganze Körper wirkt zu einer Seite geneigt
Um noch genauere Kenntnis zu erlangen eignet sich der so genannte Vorbeugetest: Die stehende Person beugt sich mit dem entkleideten Oberkörper nach vorne und hält dabei die Handflächen aneinander. Sieht man rechts und links neben der Wirbelsäule unterschiedliche Höhen der Rippen oder der seitlichen Teile der Lendenwirbelkörper, handelt es sich um eine Skoliose.
Sicherheit über das Vorhandensein einer Skoliose gibt letztlich das Röntgenbild, das die/der Ärztin/Arzt anordnet. Die Krümmung wird dann vermessen, und der Schweregrad der Skoliose anhand einer Skala bestimmt.
Behandlungsschema der Skoliose
Weist eine Skoliose unter 10° nach Cobb und keine bis minimale Rotationsgrade auf, sprechen wir in der Regel von einer skoliotischen Fehlhaltung, welche nicht zwingend therapiert werden muss. Allerdings kommt der regelmäßigen Beobachtung und Befunderhebung eine zentrale Bedeutung zu, da sich aus einer skoliotischen Fehlhaltung im Laufe des Wachstums eine Skoliose entwickeln kann. Die Beobachtungszeiträume sollten 6 Monate nicht überschreiten. Gibt es in der Familie der/des Patientin/Patienten andere Personen mit Skoliose, sollten engmaschigere Kontrollen stattfinden.
Überschreitet eine Skoliose Werte von über 10° bei einem Kind oder Jugendlichen sollte gezielte Physiotherapie eingeleitet werden. Ziel ist es dem Voranschreiten der Krümmungen möglichst früh entgegenzuwirken und möglichst optimale Korrekturstellung der Wirbelsäule zu erarbeiten. Dafür ist das selbständige und tägliche Üben zuhause unerlässlich. Aus diesem Grund müssen bei Kindern und Jugendlichen auch die Eltern in den Prozess mit eingebunden werden. Wenn eine gute Zusammenarbeit zwischen Patient*in, Therapeut*in und Eltern stattfindet, haben die Betroffenen sehr gute Chancen die Skoliose „in den Griff“ zu bekommen.
Schreitet die Progredienz trotz intensiver Therapiemaßnahmen weiter voran und übersteigen die Winkelwerte 20-25°, wird zusätzlich zur Physiotherapie ein Korsett verordnet. Wichtig ist, dass das Korsett die täglichen Übungen zuhause nicht ersetzt, sondern ergänzt.
Sollte trotz Therapie und Korsett die Progredienz nicht aufzuhalten sein, und erreicht die Skoliose starke Krümmungswerte muss eine Operation angedacht werden. Die Entscheidung dazu muss allerdings individuell abgewogen werden.
Physiotherapie bei Skoliose
Die nachfolgende Aufzählung beschreibt den physiotherapeutischen Prozess bei Skoliosebehandlungen:
Schritt 1: Physiotherapeutische Analyse und Befunderhebung
Zunächst erfolgt immer eine Befragung der Betroffenen (bzw. der Eltern) sowie eine genaue körperliche Untersuchung der Patient*innen. Ziel ist es, ein möglichst genaues Bild über eventuelle Ursachen oder verstärkende Faktoren der Skoliose zu erhalten.
Schritt 2: Planung des Therapieablaufs
Auf Grundlage der Befundergebnisse und der ärztlichen Diagnose wird die/der Patient*in einem spezifischen Skoliosemuster zugeteilt, welches die Auswahl der jeweiligen Übungen etwas erleichtert. Dennoch muss kompetente Skoliosetherapie immer an individuelle Gegebenheiten angepasst werden und darf nicht nach Lehrbuch-Schema erfolgen.
Schritt 3: Umfassende Information und Aufklärung/ Einbeziehung der Eltern
Ein positiver Therapieerfolg kann nur resultieren, wenn die Betroffenen eine klare Entscheidung zur aktiven Mitarbeit treffen. Dafür ist eine Aufklärung über das Krankheitsbild der Skoliose und deren Progredienz unerlässlich. Bei Kindern müssen die Eltern als Verantwortungsträger in diesen Prozess unbedingt eingegliedert werden.
Schritt 4: Umsetzung der Maßnahmen
Im Laufe der Therapie werden korrigierende Übungen gezielt angepasst und so lange wiederholt, bis die/der Therapeut*in Sicherheit darüber hat, dass die Übungen zuhause fehlerfrei durchgeführt werden können. Neben dem Übungsprogramm ist eine Alltagsschulung von zentraler Bedeutung. Die Betroffenen lernen dabei, wie sie ihren Alltag gestalten können, so dass das Voranschreiten der Krümmung möglichst verhindert wird.
Schritt 5: Evaluierung
Die eingesetzten physiotherapeutischen Maßnahmen müssen laufend überprüft und gegebenenfalls korrigiert und im Sinne einer Feineinstellung abgeändert werden. Am Ende jedes Therapieprozesses soll die/der Patient*in fähig sein, die Skoliose sowohl in Übungen als auch im Alltag korrigieren und das Ergebnis stabilisieren zu können.
Die Schroth-Methode
Die Schroth-Therapie - benannt nach ihrer Begründerin Katharina Schroth – ist ein physiotherapeutisches Behandlungskonzept, welches für Wirbelsäulendeformitäten entwickelt wurde und daher sehr effektiv in der Skoliosetherapie eingesetzt werden kann.
Im Unterschied zu anderen Therapiekonzepten handelt es sich bei der Schroth Therapie um einen dreidimensionalen Ansatz, was die Grundlage des Behandlungserfolges darstellt: Eine dreidimensionale Veränderung der Wirbelsäule muss auch dreidimensional behandelt werden, um dem Krankheitsbild Rechnung zu tragen. Ziel der Schroth-Therapie ist es, die individuell größtmögliche Aufrichtung der Wirbelsäule zu erlangen, sowie ein weiteres Voranschreiten der Krümmung zu verhindern oder zu bremsen. Somit können auch mögliche weitere negative Erscheinungen wie Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Organbelastungen verhindert oder reduziert werden.
Typisch für die Schroth-Therapie ist das Erlernen einer speziellen Atemform sowie der muskulären Korrektur der hervorstehenden Anteile des Rumpfes und des Beckens. Klassische Therapiematerialien sind: Reissäckchen, Sprossenwand, Spiegel, lange Holzstäbe, Hocker und Pezzi-Bälle.
In Deutschland besteht die Möglichkeit der so genannten „Stationären Intensivrehabilitation“ in speziellen Skoliose-Kliniken (Bad Sobernheim, Bad Salzungen). Wir empfehlen den mehrwöchigen Aufenthalt in einer dieser Einrichtungen.
Therapie im Kindes- und Jugendalter
Die Therapie von Kindern und Jugendlichen unterscheidet sich in manchen Aspekten von der Therapie erwachsener Skoliosepatient*innen.
Da sich Kinder und Jugendliche noch im Wachstum befinden, ist die Skoliose einer besonders hohen Wahrscheinlichkeit zur Verstärkung der seitlichen Bögen und der Verdrehung der Wirbelkörper ausgesetzt. Das bedeutet für die Therapie, dass sie im Optimalfall als Langzeittherapie geführt wird, um auf etwaige Verschlechterungen rasch reagieren zu können.
Ziel der Physiotherapie bei Kindern und Jugendlichen ist es, der Skoliose so intensiv wie möglich entgegenzuwirken, damit am Wachstumsende möglichst geringe Krümmungswinkel diagnostizierbar sind.
Personen, die am Wachstumsende Werte von unter 25-30° nach Cobb (Winkel, der das Ausmaß des Bogens angibt) und Rotationswerte von unter 10° aufweisen, können damit rechnen, dass sie keiner sehr hohen Progredienz ausgesetzt sind. Personen mit Cobb-Winkel-Werten über 25-30° müssen (unabhängig von den Rotationswerten) damit rechnen, dass die Skoliose progredient bleibt und sollten ihre Übungen daher nie vernachlässigen.
Generell gilt bei Kindern und Jugendlichen: je früher mit der Therapie begonnen wird, desto zielführender! Je jünger die Person ist, desto weniger stark ist die Skoliose fixiert und kann daher effizienter behandelt werden.
Die Schroth-Therapie eignet sich für Kinder ab etwa 6-7 Jahre; für jüngere Patient*innen eignet sich zum Beispiel die Vojta-Therapie.
Therapie im Erwachsenenalter
Bei erwachsenen Personen muss davon ausgegangen werden, dass bestimmte Anteile der Skoliose bereits fixiert sind und sich einzelne Wirbelkörper entsprechend den Krümmungen verformt haben. Daher steht bei dieser Personengruppe weniger die Krümmungsreduktion im Fokus, sondern die Reduzierung der Sekundärprobleme wie Schmerzen, Bewegungseinschränkung und Organbelastungen. Eine Aufrichtung soll im Rahmen der Möglichkeiten erarbeitet werden. Dies geschieht durch eine verbesserte muskuläre Koordination und der Erarbeitung physiologischer Bewegungsabläufe.
Da Skoliosen über 25° auch im Erwachsenenalter progredient bleiben können, ist es ein wichtiges Therapieziel der weiteren Krümmungszunahme entgegenzuwirken. Ob es tatsächlich zu einer Krümmungszunahme kommt und wie stark diese ausfällt, ist von vielen verschiedenen Einflussfaktoren abhängig, wie beispielsweise der beruflichen Tätigkeit, der Alltagsgestaltung und diverser körperlicher Voraussetzungen. Eine individuelle Bewertung der vorliegenden Situation ist in jedem Fall erforderlich.
Erwachsene Skoliosepatient*innen werden üblicherweise nicht korsettversorgt.
Skoliose im Alltag
Neben therapeutischen Maßnahmen ist eine professionell instruierte, korrigierende Modifikation des Alltages betroffener Personen für den Behandlungserfolg entscheidend.
Die/der Physiotherapeut*in erarbeitet gemeinsam mit der/dem Patient*in Ausgangsstellungen, Entlastungshaltungen und Bewegungsabläufe, die der Skoliose entgegenwirken sollen. Dies ist gerade für jene Patient*innen wichtig, die kein Korsett tragen und daher oft in Gewohnheitshaltungen und Fehlbewegungen fallen, welche die Skoliose verstärken.
Eine angemessene Adherence der Patient*innen in Kombination mit regelmäßigem Üben therapeutischer angeleiteter Korrekturen im Alltag, sowie konsequentes Aufheben skoliosefördender Bewegungs- oder Haltungsmuster, sind Voraussetzung für sichtbare Behandlungserfolge.
Skoliose und Schwangerschaft
Prinzipiell schließt das Krankheitsbild der Skoliose eine Schwangerschaft keinesfalls aus.
Es ist jedoch anzumerken, dass bei Frauen, welche Winkelwerte von über 30° aufweisen, eventuell während und nach der Schwangerschaft mit einer Krümmungszunahme zu rechnen ist.
Durch die hormonell bedingte Lockerung der Bänder und damit der Gelenke, kann sich die Skoliose verstärken. Daher raten manche Expert*innen dazu, mit Schwangerschaften bis nach dem 28. Lebensjahr zu warten, da ab diesem Alter die Wirbelsäule weniger wahrscheinlich in die Skoliose abweicht. Es gibt jedoch keine Studien, die eine Zunahme der Krümmung vor dem 28. Lebensjahr bei schwangeren Personen eindeutig belegen.
Bei operierten Frauen ist in vielen Fällen mit einem Kaiserschnitt zu rechnen, vor allem, wenn sich die operativ versteiften Abschnitte in der Lendenwirbelsäule befinden.
Wir empfehlen schwangeren Frauen mit Skoliose (sowohl operierten als auch nicht operierten Betroffenen) während dieser Zeit und auch in der Zeit nach der Geburt physiotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eventuellen Verschlechterungen vorzubeugen.
Skoliose und Korsett
Die Entscheidung, ob eine Korsettversorgung notwendig ist, ist immer von mehreren Faktoren abhängig und sollte individuell erfolgen. Grundsätzlich werden Korsette für Kinder und Jugendliche verordnet, welche sich noch im Wachstum befinden, da in dieser Phase mit einer Progredienz zu rechnen ist. Bei Patient*innen, mit Krümmungen unter 15+5° Cobb wird im Normalfall von einer Korsettversorgung abgesehen, bei Krümmungen über 20+5° ist hingegen eine Korsettversorgung indiziert.
Das Korsett muss immer individuell angepasst werden und sollte stets von einer/einem erfahrenen Orthopädietechniker*in angefertigt werden. Auf Grund unserer Erfahrung empfehlen wir das Cheneau-Korsett. Für eine erfolgreiche Korsettbehandlung ist die Compliance der/des Korsettträgerin/Korsettträgers von entscheidender Bedeutung. Deshalb ist es wichtig, die betroffenen Jugendlichen und ihre Familien ausführlich aufzuklären. Gerade in der Zeit der Pubertät kann das Tragen eines Korsetts eine erhebliche psychische Belastung für die Jugendlichen darstellen. Sollte der Eindruck bestehen, dass dies der Fall ist, oder sollte es Probleme mit der Compliance bezüglich des Korsetts geben, ist die Inanspruchnahme einer psychologischen Unterstützung ratsam.
Nach Übernahme des Korsetts soll die Tragedauer allmählich gesteigert werden, bis die vereinbarte Tragedauer erreicht ist. Ziel ist es, eine Tragedauer von 23 Stunden täglich zu erreichen, da damit die besten Korrekturergebnisse zu erzielen sind. Davon abweichende Tragezeiten sind mit der/dem behandelnden Ärztin/Arzt zu klären. Für jegliche sportliche Aktivität wird das Korsett abgenommen, wobei Sport und physiotherapeutische Übungen zur Tragezeit des Korsetts gerechnet werden dürfen.
Nach einer Eingewöhnungsphase wird etwa 3 Monate nach Korsettübernahme eine Röntgenaufnahme im angelegten Korsett durchgeführt, um die Wirkung des Korsetts zu überprüfen. Erfüllt das Korsett nicht die Qualitätsansprüche, erfolgen Adaptierungen durch die/den Orthopädietechniker*in.
Während der Zeit der Korsettversorgung sollte auf jeden Fall eine physiotherapeutische Betreuung erfolgen, um eine muskuläre Stabilisation zu gewährleisten. Diese regelmäßigen Termine haben aber auch den Zweck, die Motivation für das Tragen des Korsetts aufrecht zu halten.
Die Abschulung des Korsetts erfolgt mit Ende des Knochenwachstums. Die Phase der Entwöhnung vom Korsett ist ein Prozess, in dem die Intensität der physiotherapeutischen Betreuung gesteigert werden muss, um das erreichte Korrekturergebnis erhalten zu können – auch ohne die stützende Wirkung des Korsetts.
Skoliose und Sport
Die Entscheidung, ob eine Korsettversorgung notwendig ist, ist immer von mehreren Faktoren abhängig und sollte individuell erfolgen. Grundsätzlich werden Korsette für Kinder und Jugendliche verordnet, welche sich noch im Wachstum befinden, da in dieser Phase mit einer Progredienz zu rechnen ist. Bei Patient*innen, mit Krümmungen unter 15+5° Cobb wird im Normalfall von einer Korsettversorgung abgesehen, bei Krümmungen über 20+5° ist hingegen eine Korsettversorgung indiziert.
Das Korsett muss immer individuell angepasst werden und sollte stets von einer/einem erfahrenen Orthopädietechniker*in angefertigt werden. Auf Grund unserer Erfahrung empfehlen wir das Cheneau-Korsett. Für eine erfolgreiche Korsettbehandlung ist die Compliance der/des Korsettträgerin/Korsettträgers von entscheidender Bedeutung. Deshalb ist es wichtig, die betroffenen Jugendlichen und ihre Familien ausführlich aufzuklären. Gerade in der Zeit der Pubertät kann das Tragen eines Korsetts eine erhebliche psychische Belastung für die Jugendlichen darstellen. Sollte der Eindruck bestehen, dass dies der Fall ist, oder sollte es Probleme mit der Compliance bezüglich des Korsetts geben, ist die Inanspruchnahme einer psychologischen Unterstützung ratsam.
Nach Übernahme des Korsetts soll die Tragedauer allmählich gesteigert werden, bis die vereinbarte Tragedauer erreicht ist. Ziel ist es, eine Tragedauer von 23 Stunden täglich zu erreichen, da damit die besten Korrekturergebnisse zu erzielen sind. Davon abweichende Tragezeiten sind mit der/dem behandelnden Ärztin/Arzt zu klären. Für jegliche sportliche Aktivität wird das Korsett abgenommen, wobei Sport und physiotherapeutische Übungen zur Tragezeit des Korsetts gerechnet werden dürfen.
Nach einer Eingewöhnungsphase wird etwa 3 Monate nach Korsettübernahme eine Röntgenaufnahme im angelegten Korsett durchgeführt, um die Wirkung des Korsetts zu überprüfen. Erfüllt das Korsett nicht die Qualitätsansprüche, erfolgen Adaptierungen durch die/den Orthopädietechniker*in.
Während der Zeit der Korsettversorgung sollte auf jeden Fall eine physiotherapeutische Betreuung erfolgen, um eine muskuläre Stabilisation zu gewährleisten. Diese regelmäßigen Termine haben aber auch den Zweck, die Motivation für das Tragen des Korsetts aufrecht zu halten.
Die Abschulung des Korsetts erfolgt mit Ende des Knochenwachstums. Die Phase der Entwöhnung vom Korsett ist ein Prozess, in dem die Intensität der physiotherapeutischen Betreuung gesteigert werden muss, um das erreichte Korrekturergebnis erhalten zu können – auch ohne die stützende Wirkung des Korsetts.
Skoliose und OP
Die Hauptziele einer Operation sind das Fortschreiten der Skoliose aufzuhalten, die Deformität optisch zu verbessern sowie die Wiederherstellung oder Verbesserung der Statik zu erlangen. Dafür stehen mehrere Operationsmethoden zur Verfügung, über deren Anwendung der jeweilige Operateur entscheidet.
Wichtig ist die konsequente Weiterführung der Therapie, denn der nicht-operierte Wirbelsäulenabschnitt und die dazugehörigen Rumpfabschnitte können wieder rasch in das Skoliosemuster abgleiten. Im Bewusstsein operierter Patient*innen bestehen die skoliotischen Haltungs- und Bewegungsmuster weiterhin, daher muss intensive Wahrnehmungsschulung und eine neurophysiologische Umbahnung vorhandener Bewegungsmuster eingeleitet werden. Die beweglichen Abschnitte ober- und unterhalb der Fusionsstrecke werden oft überlastet und neigen durch die vermehrte Zugbelastung zu Instabilitäten.
Die Aufgaben der Physiotherapie präoperativ:
- Intensive Mobilisation der Wirbelsäule
- Erweiterung des Lungenvolumens
- Wahrnehmungsschulung
- Vorbereitung auf neue Bewegungs- und Haltungsmuster
Die Aufgaben der Physiotherapie postoperativ:
- Muskuläre Stabilisation des Operationsergebnisses
- Wahrnehmungsschulung
- Atemtherapie
- Einschulen von Alltagshaltungen und –bewegungen
- Erarbeiten neuer Bewegungsmuster
- Organbehandlung