Mi., 22.01.2025 | in:
Tirol

Wintersymposium - Vortrag Morten Hoegh

Schmerzen sind weltweit die häufigste Ursache für Behinderungen und ungefähr 20 % aller Menschen auf der Erde leiden regelmäßig unter Schmerzen. Doch viele Menschen kommen ohne Kontakt zum Gesundheitssystem aus, während am anderen Ende des Spektrums der Schmerz für andere zur Krankheit für sich wird. In diesem Vortrag werden einige der Grundkonzepte der Schmerzforschung erläutert, ihre Grenzen untersucht und darüber nachgedacht, wie chronische Schmerzen im Jahr 2025 auf der Grundlage der besten verfügbaren wissenschaftlichen und klinischen Erkenntnisse am besten behandelt werden können.

 

Schmerz ist viel mehr als nur Nerven-/Gehirnaktivität und in den letzten 10 Jahren hat sich unser Verständnis über die Auswirkungen sogenannter „unspezifischer Effekte“ (z. B. Placebo-Effekte) exponentiell verbessert. Es hilft uns zu verstehen, warum Schmerz ein hochdynamisches Phänomen ist (d. h. warum einige Dinge/Reize unter bestimmten Bedingungen weh tun können und andere nicht) und dass Schmerzbehandlung viel mehr ist als nur Gewebemanagement.

 

Wir sind in die Ära der personenzentrierten und individuellen Pflege eingetreten: eine Ära, in der Fachkräfte lernen müssen, ihre Überlegungen auf „Wahrscheinlichkeiten“ und nicht auf definitivem Wissen über Ursachen oder ätiologische Hintergründe der meisten Schmerzzustände zu stützen. Diese neue Ära führt zu einem verstärkten Fokus auf neue Fähigkeiten wie Zuhören, Coaching und das Finden individueller Lösungen für individuelle Probleme, anstatt nach der ultimativen Heilung für chronische Schmerzen bei den meisten Patienten zu suchen. Es verlangt von uns, die Art und Weise, wie wir gut dokumentierte Interventionen wie Bewegung und manuelle Therapie verstehen, neu zu überdenken, und es fördert einen neuen Fokus auf Patientenautonomie und Selbstmanagement, einschließlich einer dringend benötigten erneuten Fokussierung auf die Rolle der Arbeitsfähigkeit trotz Schmerzen.