WCPT 2019
Das Netzwerk GUP war mit einem Poster: Development of a Profile of Competencies for Physiotherapists Specializing in Gynaecology, Obstetrics, Urology and Proctology (GOUP) in Austria (Gödl-Purrer B., Meller K., Stelzhammer Ch., Muzar N.) vertreten. Ich konnte als Vertreterin von Physio Austria / Netzwerk GUP den Prozess der Entwicklung des Kompetenzprofils GUP in Österreich damit international darstellen.
Für mich war es die erste Teilnahme an einem Weltkongress Physiotherapie und ich bin sehr bereichert zurück gekommen. Mehr als 3000 TeilnehmerInnen aus der ganzen Welt waren anwesend. In mehr als 10 Kongresssälen wurden Parallelveranstaltungen angeboten in Form von Vorträgen, Diskussionsforen, Arbeitskreisen, Workshops oder auch freien, spontanen Vorträgen und im kleinen Format. Für das Netzwerk GUP interessant ist, dass international das Thema „Women‘s and Men‘s Health“ sehr engagiert im Weltverband verankert ist. Bekannte VertreterInnen aus der Forschung (Kari Bo, Siv Morkved, Paul Hodges uvm.) waren anwesend und haben Ihre neuesten Forschungsarbeiten vorgestellt. Intensiv beforscht wird aktuell das Thema der männlichen Kontinenz- und Sexualfunktionsstörungen nach Prostatektomie und es gibt zunehmend Hinweise, dass die frühe und individualisierte physiotherapeutische Behandlung sowohl bei Harninkontinenz, als auch bei Sexualfunktionsstörungen effektiv ist. Ein großes Thema ist auch die post-partum Rehabilitation mit Schwerpunkt auf die Stuhl- und Harnkontinenzstörungen, aber auch auf die Unterstützung des Aufbaus physischer Fitness, Haltungskontrolle und Prävention von kurz-und langfristigen Sekundärproblemen am Bewegungsapparat.
Die Frage nach Spezialisierung, oder Anerkennung fortschreitender Berufskarrieren der „Praktiker“ (Advanced Physiotherapy practitioner) im Bereich Physiotherapie allgemein und auch für den Fachbereich GUP ist ebenfalls ein weltweites Thema. Die Zugänge sind divers und wurden diskutiert. Aktuell gibt es weltweit große Unterschiede im Basislevel für die Berufsausübung Physiotherapie. Während Länder wie Kanada den Eintrittslevel nach dem Masterstudium haben, gibt es Länder, die ohne Bachelorstudium bereits praktizieren können. Ob und wieviel universitäre Ausbildung nötig ist, um eine Anerkennung zu fortgeschrittenen Expertinnen zu erreichen, wie diese geprüft und deren Erhaltung überprüft werden wurde in mehreren Workshops diskutiert.
Die Diversität der TeilnehmerInnen zu erleben war sehr beeindrucken, aber vielmehr auch noch der respektvolle und anerkennende Umgang untereinander. Ich hatte den Eindruck, dass in der Atmosphäre des Kongresses es spürbar war, dass wir alle voneinander lernen und uns gegenseitig bereichern können. Die hohe Forschung, von den breit oder spezialisiert vertieften PraktikerInnen, die unterschiedlichen kulturellen Zugänge zu unserem Beruf und den von uns erfassten PatientInnengruppen, die Jungen und die „alten Hasen“ der Physiotherapie.
Ich denke, im Netzwerk GUP sind wir gut am „Nabel“ der Themen, die aktuell auch international besprochen werden. Wir sind noch nicht angelangt in der selbständigen berufseigenen Forschung – aber wir haben durch unseren reflektierten Zugang zur Praxis viel einzubringen in die Entwicklung eines anerkannten Arbeitsbereiches GUP Physiotherapie.
Barbara Gödl-Purrer