Mit Schwung zur Lebensqualität, Msc

Tanzen vor Begeisterung

von Hannes Aftenberger

Es gibt Menschen, für die Tanzen immer schon ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens war. Andere Menschen finden erst durch eine Erkrankung zum Tanz. In der Physiotherapie hat er einen fixen Platz.

Tanzen bedeutet Lebensfreude und kann einen Ausgleich zu den Anforderungen des Alltags bieten. In der Physiotherapie stellt der Tanz eine wichtige Maßnahme dar – sei es in der Vorbeugung von Erkrankungen oder in der Behandlung von physischen und psychischen Symptomen. Der Mensch wird beim Tanzen in seiner Gesamtheit angesprochen, darauf weist auch die aktuelle Gehirnforschung hin. Sie konnte zeigen, dass durch das Tanzen motorische und emotionale Zentren des Gehirns angeregt werden. Tanz ist Bewegung, die normalerweise zur Musik ausgeführt wird und auf der ganzen Welt in allen Kulturen und sozialen Gruppen zu beobachten ist. Sie verbindet Aktivität mit Rhythmus und Koordination. Dies bringt zahlreiche positive Effekte mit sich. So trägt das Tanzen z. B. wesentlich zur Venengesundheit bei, indem es die Wadenmuskulatur stärkt. Die Beine werden gut durchblutet und fühlen sich leicht an. Aber auch ältere Menschen profitieren vom regelmäßigen Tanzen – zum Beispiel, wenn es darum geht, die Sturzgefahr zu verringern. Deshalb wird der Tanz gerne als Maßnahme von Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen, die in der Prävention tätig sind, eingesetzt.

 

Förderfaktor: Gemeinsamkeit

So unterschiedlich die Tanzformen sind, so unterschiedlich setzt man sie auch in der Physiotherapie ein. Wesentlich erscheint hierbei der soziale Aspekt. Für Patienten und Patientinnen, welche sich schwer zu einem Ausdauertraining aufraffen können, stellt das Tanzen in der Gruppe und mit Musik eine Motivationshilfe dar. Dies gilt besonders für Wohnheime, in denen das Miteinander wesentlich zur Bewegungsförderung beiträgt. Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen achten auf die richtige Gruppengröße und darauf, dass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ähnlich belastbar sind. Die Wahl der Musik hat ebenso Einfluss: Es kommt nicht selten vor, dass neben einer Volkstanzgruppe auch eine Gruppe mit moderner Musik angeboten wird. Der soziale Faktor und die Motivation sind außerdem von Bedeutung, wenn es darum geht, von Demenz Betroffene zu aktivieren.

 

Tanz in der Therapie

Einige Erkrankungen scheinen besonders gut auf einen therapeutischen Einsatz des Tanzens anzusprechen. Patienten und Patientinnen mit Parkinson leiden häufig an einer Bewegungshemmung, an einem Verlust des Gleichgewichts und an Müdigkeit. Diese Symptome lassen sich durch ein therapeutisch unterstütztes Tanzen positiv beeinflussen. Hierfür ist der Tango Argentino geeignet. Man vermutet, dass die Vor- und Rückwärtsbewegungen, der Rhythmus und die hohe Konzentration wesentlich zu den Verbesserungen beitragen. Bei Patienten und Patientinnen mit Demenz können durch den Einsatz des Tanzes in der Therapie neben körperlichen Verbesserungen auch positive Effekte auf das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit beobachtet werden. Menschen mit psychischen Erkrankungen haben oft verlernt, ihren Körper zu spüren und sich über den Körper auszudrücken. Durch das Bewegen zur Musik finden sie häufig zu einem neuen Körperbewusstsein. Professionelle Tänzer und Tänzerinnen haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Der Tanzsport birgt ein verhältnismäßig geringes Risiko für Verletzungen in sich – aber dennoch kommt es immer wieder zu Überlastungserscheinungen und Unfällen. Für die Sportler und Sportlerinnen ist es wichtig, rasch wieder am Parkett bzw. auf der Bühne stehen zu können. Die Physiotherapie kennt Methoden, die den Wundheilungsprozess beschleunigen und begleitet die Profis durch gezielte Maßnahmen zurück ins Training.

Es ist nie zu spät, um mit dem Tanzen zu beginnen. Wenn auch Sie durch das Tanzen Beschwerden vorbeugen oder Symptome verbessern wollen, fragen sie Ihren Physiotherapeuten oder Ihre Physiotherapeutin.

 

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Hannes Aftenberger, MSc

Physiotherapeut und Lehrender an der FH Joanneum

Aus der Ausgabe

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2019|09

Bewegt-Magazin September 2019

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