Alles dreht sich

Schwindelgefühl

von Constance Schlegl

Von Schwindel betroffene Personen haben eines gemeinsam: Der zumeist akut auftretende Zustand wird als höchst unangenehm und häufig auch bedrohlich wahrgenommen. Dieser Zustand kann nur kurze Zeit dauern, sich aber auch über Stunden ziehen oder sogar chronisch sein.

Unter Schwindel versteht man ein körperliches Phänomen, welches in der Fachsprache auch als „Vertigo“ bezeichnet wird. Dieser kann sich auf unterschiedliche Weise präsentieren, ebenso vielfältig sind die möglichen Ursachen. Welche Mechanismen stecken jedoch hinter dem Karussell im Kopf und welche Interventionsmöglichkeiten gibt es, wenn sich Ihre Umgebung plötzlich zu drehen scheint? Schwindel bedeutet, dass das Gehirn die Lage im Raum nicht mehr eindeutig zuordnen kann, unabhängig vom Auslöser. Dies beeinträchtigt das Gleichgewicht. Wesentlich vor jeder Behandlung ist eine Abklärung, welche Ursache der Schwindelsymptomatik zugrunde liegt, um zielgerichtet den optimalen Ansatz zur Verbesserung des Zustands zu wählen. Diese Abklärung erfolgt im ersten Schritt durch Ihren Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin – und, falls erforderlich, weiterführend durch Spezialistinnen oder Spezialisten im Bereich der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde oder der Neurologie. Ein Physiotherapeut oder eine Physiotherapeutin wird in weiterer Folge feststellen, ob durch die Beeinträchtigung des Gleichgewichts ein erhöhtes Sturzrisiko besteht. Darauf basierend erfolgt – mit Ihnen abgestimmt - das Festlegen der Behandlungsstrategie. 

 

Was steckt dahinter?

Mögliche dem Vertigo zugrunde liegende Erkrankungen sind zum Beispiel Migräne, Herz-Kreislaufkrankungen, Augenerkrankungen, aber auch Tumorgeschehen. Verspannungen im Bereich des Nackens sind als Auslöser nach wie vor viel diskutiert, aber nicht eindeutig belegt. Ebenso kann die Einnahme von bestimmten Medikamenten Schwindel forcieren. Nicht zu vergessen: Auch altersbedingte Veränderungen im Körper können Schwindel begünstigen. Eine häufige Form ist der sogenannte Lagerungsschwindel. Dabei sind Ablagerungen von Kristallen im Innenohr die Ursache. Ein Lagerungsmanöver, durchgeführt durch die behandelnde Person und nach Instruktion in Eigenregie durch Sie als Patientin oder Patient, schafft zumeist rasche Abhilfe. Die Kristalle werden dadurch aus den Bogengängen geschwemmt. Die gängigsten hierfür verwendeten Methoden sind das Eply- oder Seymont-Manöver. Unabhängig von der spezifischen Art des Schwindels geht ein Sturzrisiko häufig mit Schwindel einher. Dem lässt sich mit gezielten Kraft- und Gleichgewichtsübungen entgegenwirken. Eine gute Möglichkeit ist das Üben des Einbeinstandes, zum Beispiel während des Zähneputzens, oder das Kräftigen der Oberschenkelmuskulatur mittels Kniebeugen oder mehrmaligem Aufstehen und Hinsetzens. Nutzen Sie die Zeit im Büro oder während des abendlichen Fernsehens, um Ihre Muskulatur zu kräftigen. Ein eigens auf Sie abgestimmtes Übungsprogramm erhalten Sie – auch vorbeugend – im Rahmen einer Physiotherapie.

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Constance Schlegl, MPH

Präsidentin Physio Austria

Aus der Ausgabe

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2020|12

Bewegt-Magazin Dezember 2020

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