Ihr Team für Ihre Schwangerschaft

Professionelle Geburts­vorbereitung

von Monika Siller

Vor und nach der Entbindung ist optimale Betreuung durch Expertinnen und Experten von großer Bedeutung. Als Ansprechpartner für Schmerzen an Ihrem Bewegungsapparat arbeiten Physiotherapeutinnen und -therapeuten – im Team mit Hebammen – für Ihr Wohlbefinden und Ihre Gesundheit.

Manchmal treten in der Schwangerschaft unerwartet Schmerzen auf, da der Körper sich in diesem Lebensabschnitt sehr rasch und durchaus beeindruckend verändert. Durch die hormonell hervorgerufene Gewebeweichheit und die vermehrten Wassereinlagerungen kann es beispielsweise zu Schmerzen im Beckenbereich oder im Bereich der Wirbelsäule kommen. Lästige Nervenausstrahlungen in die Arme oder Beine sind manchmal die unangenehmen Folgen. Manche Frauen werden in der Schwangerschaft auch unvorhergesehen mit Inkontinenz – dem unfreiwilligen Harn- oder Stuhlverlust – konfrontiert.

Neben diesen und anderen Beschwerden, welche eine ärztliche Zuweisung zur Physiotherapie erfordern, ist es aber ebenso wichtig, dass die gesunde Schwangere auch fachlich korrekte und individuell abgestimmte Informationen, beispielsweise zu Trainingsmöglichkeiten, bekommen kann. Eine solche präventive Beratung und Begleitung erfolgt ohne ärztliche Zuweisung.

Weniger bekannt dürfte sein, dass immer mehr Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sich im Team mit Hebammen, Frauenärztinnen und Frauenärzten einbringen, um Schwangere auf eine vaginale Geburt in der Gruppe vorzubereiten.

 

Was geschieht in der Geburtsvorbereitungsgruppe?

Jede professionelle Geburtsvorbereitung über Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten wie auch über Hebammen bietet immer, neben medizinisch-fachlich korrektem Wissen, einen wertfreien Raum an. Die schwangere Frau möchte sich in einer Gruppe mit ihrer Persönlichkeit und ihren Ressourcen „eingeladen fühlen“. Erst dann ist ein inneres Erleben des eigenen Körpers möglich. Zutrauen in die eigenen Kräfte und eine damit wachsende Freude an dem sich verändernden schwangeren Körper sind der Lohn dafür. Frauen werden dazu eingeladen, sich selbst zu erforschen und Bewegung, kombiniert mit Gefühlen, im Körper abzuspeichern. Genau auf dieses Körpergedächtnis können Gebärende dann in der Geburtssituation verlässlich zurückgreifen, um das notwendige Öffnen nicht als bedrohlich erleben zu müssen. Als ebenso wertvoll und bestärkend erleben die Frauen in der Regel auch fachkundige Informationen, damit Entscheidungen während der Geburt auf Basis von Fachwissen und nicht aufgrund von gut gemeinten Meinungen aus dem Umfeld getroffen werden können. Die Schwangeren in einer Gruppe haben darüber hinaus die Möglichkeit, sich mit Frauen in der grundsätzlich gleichen Situation auszutauschen.

 

Welche Körpererfahrungen werden angeboten?

Zentrale Themengebiete in einer Geburtsvorbereitungsgruppe sind in der Regel die Wahrnehmungsschulung der Beckenregion, das korrekte Training der Beckenbodenmuskulatur, die Erklärung der Dammmassage und ein Erproben alternativer Gebärpositionen zum Schutz des Beckenbodens direkt bei der Geburt. Auch wird den Schwangeren schnell bewusst, wie wertvoll Bewegung und Atmung bei der Bewältigung von Wehenschmerz und Aufregung sein können. In einem Paarsetting bekommen die Partner und Partnerinnen Einblick in die Geburtsarbeit. Sie lernen, ihre Partnerin zu unterstützen, indem sie feinfühlig die Bedürfnisse der Frau über Körpersignale wahrnehmen. Auch können sich die Partnerinnen und Partner bei der Geburt mit ihrem Körper zum Anhalten anbieten und mit der Mutter somit zu aktiven Gestaltern der Geburt des Kindes werden. Geburtsvorbereitung als Teamarbeit der Physiotherapie mit den Hebammen ist als ein präventives, sehr wichtiges Angebot für jede Schwangere zu sehen und grundsätzlich nicht durch andere Angebote aus dem Fitness- und Wellnessbereich zu ersetzen, welche von verschiedenen Berufsgruppen angeboten werden.

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Monika Siller

Lehrende an der FH-Salzburg in den Studiengängen Physiotherapie und Hebammen

Aus der Ausgabe

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2021|03

Bewegt-Magazin März 2021

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