Neue Technologien in der Gesundheitsversorgung
Neue Technologien halten Einzug in alle Lebensbereiche – auch in unsere Gesundheit. Im Rahmen der Physiotherapie können Bewegungsmuster mithilfe neuer Technologien nicht nur genau analysiert werden. Sie können auch dabei unterstützen, Bewegungsfähigkeiten wiederherzustellen. Für die Entwicklung intelligenter Systeme ist Ihre Mitarbeit gefragt.
Neue Technologien im medizinischen Bereich können genutzt werden, um Sie in Ihrer Physiotherapie zu unterstützen. Oftmals wird dabei eine Form des sogenannten Exergamings zur Therapieunterstützung genutzt. Das Wort Exergaming setzt sich aus den englischen Wörtern für Training (exercise) und Spiel (game) zusammen. Es geht also um eine Kombination aus Spiel und körperlicher Bewegung. Je nachdem, um welche Technologie es sich handelt, können Sie diese Systeme alleine zuhause verwenden oder gemeinsam mit Ihrer Therapeutin oder Ihrem Therapeuten – zum Beispiel sensoroder robotikunterstützte Therapie- und Trainingsgeräte. In der Entwicklung interaktiver Systeme im Gesundheitsbereich steht der Mensch im Vordergrund. Das bedeutet, dass Anwenderinnen und Anwender – also z. B. ein Physiotherapeut genauso wie ein Patient oder auch eine Klientin – zu jedem Zeitpunkt der Entwicklung in den Prozess mit eingebunden sind und mit ihrer Expertise zur Verfügung stehen. Zu Beginn ist es wichtig, die Anwenderinnen und Anwender, ihre Aufgaben und ihr Umfeld zu verstehen und auf Basis dessen die Technologie zu entwickeln. Die Lösung wird so lange entwickelt, getestet und nachgebessert, bis das gewünschte Ergebnis für alle Beteiligten erzielt ist. Dieser Entwicklungsansatz zielt letztendlich darauf ab, Ihr Wohlbefinden und Ihre Zufriedenstellung vor, während und nach der Nutzung des Systems zu verbessern. Dadurch wird sichergestellt, dass die entwickelte Technologie Ihren Bedürfnissen entspricht und auch tatsächlich verwendet wird.
So wirken Sie mit
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, potenzielle Anwenderinnen und Anwender in den Entwicklungsprozess neuer Technologien einzubinden. Häufig werden während der Entwicklung von neuen Technologien oder Produkten Fokusgruppen gebildet. Diese ermöglichen den Anwenderinnen und Anwendern, gemeinsam an Diskussionen teilzunehmen und so die Anforderungen an ein Produkt oder eine Technologie zu definieren. Ebenso können mögliche Probleme, die bei der Entwicklung bewältigt werden müssen, auf diese Weise identifiziert werden. Eine Fokusgruppe besteht aus sechs bis neun Anwenderinnen und Anwendern. In zirka zwei Stunden werden neue Konzepte bzw. Probleme diskutiert. Um Struktur in diesen dynamischen Prozess zu bringen, werden Fokusgruppen moderiert. Eine weitere Möglichkeit, Meinungen und Ideen zu erfassen, ist das Durchführen von Interviews. Sie werden zu bestimmten Themen befragt und können durch Ihre Ideen und Meinungen einen wesentlichen Beitrag zur Entstehung eines neuen Produkts leisten – schließlich geht es darum, dass das fertige Produkt Ihren Bedürfnissen entspricht. In einem aktuellen Projekt der FH Joanneum Graz wirkten Menschen, die sich eben einer Hüftoperation unterzogen hatten, an der Entwicklung eines Exergames zur Therapieunterstützung nach dem Reha-Aufenthalt mit. Dabei wurden ihre Meinungen und Ideen in einer Fokusgruppe zum Thema „Training zu Hause mit Virtual Reality-Anwendungen“ diskutiert und in die Entwicklung miteinbezogen. In einem nächsten Schritt dürfen sie die entwickelte Lösung testen, bewerten und so die weiteren Entwicklungsschritte durch ihre Beiträge beeinflussen.
Wo finden Sie nun die Gelegenheit zur Mitsprache? Forschungsgruppen oder Firmen, die neue Technologien entwickeln, treten je nach Zielgruppe an Rehabilitationszentren, an freie Physiotherapie-Praxen oder auch an Selbsthilfegruppen heran und bitten um Mithilfe. Halten Sie Ihre Augen und Ohren offen. Es wird darauf geachtet, dass für Sie kein großer Aufwand entsteht: Die Veranstaltungen werden wohnortnahe angeboten, Fahrtkosten erhalten Sie zurück – und auch Verpflegung erwartet Sie.
AutorIn
Birgit Jocham, BSc, MSc
Lehrende und Forschende am Institut für Physiotherapie FH Joanneum