So packen Sie richtig an

Gartenarbeit - aber wie?

von Kristina Seltenheim, MSc

Das eigene Stück Grün rund ums Haus – Segen und Fluch, Ausgleich und Belastung, Motivation und Fass ohne Boden, geistige Entspannung und Ganzkörpertraining. Aber auf jeden Fall: Bewegungsmotor.

Das Spektrum der Gartenliebe ist breit gefächert. Die Bandbreite reicht von jenen, die es kaum mehr erwarten können, endlich wieder jeden Tag durch den geliebten Garten streifen zu können, bis hin zu jenen, die am liebsten am ersten Wochenende mit schönem Wetter alles auf einmal erledigen, um den Garten für die neue Saison in Schuss zu bekommen. Gartenarbeit ist so vielfältig wie die Geschichten darüber, die mir meine Patientinnen und Patienten im Laufe der letzten 15 Jahre erzählt haben. Dass sie einem umfassenden Ganzkörpertraining gleichkommt, wird allzu gerne vergessen. So mancher Schulter- und Rückenschmerz nahm seinen Anfang beim Sträucherschneiden oder beim Auswintern der Oleandertöpfe. Egal, ob der jeweilige Garten ein detailverliebtes Kleinod ist oder eine naturnahe Idylle: Beim Gartenarbeiten sollten wir alle mit unseren Kräften haushalten. Bewegungen wie Heben, Tragen, Ziehen, Hocken, Knien, Bücken oder das Arbeiten über Kopf machen die wengisten von uns täglich. All das fordert die Gartenarbeit jedoch. Beine, Rücken und Schultern werden trainiert, aber eben auch belastet.

 

Gewusst wie

Um Überlastungen und daraus resultierenden Verletzungen vorzubeugen, ist es ratsam, in verschiedenen Ausgangsstellungen zu arbeiten und die Positionen öfter zu wechseln. Am Boden und in Bodennähe gebückt zu arbeiten, belastet unseren unteren Rücken und auch den Nacken. Da eignet sich das Arbeiten auf allen vieren oder im halben Kniestand schon wesentlich besser, um länger andauernde Tätigkeiten durchzuführen. Eine weiche und isolierende Unterlage für die Knie beugt Knieschmerzen vor. Die Zeitung vom Vortag tut es zur Not auch. Ein Stockerl oder ein umgedrehter Kübel bieten sich als Sitzgelegenheiten an. Rechen ist, ähnlich wie Staubsagen, echtes Krafttraining für den unteren Rücken. Die leicht nach vorne geneigte Position und der Rechen als langer Hebel verlangen unseren Bauch- und Rückenmuskeln einiges ab. Um länger durchzuhalten, hilft es, in Schrittstellung und nah am Körper zu arbeiten. Für Arbeiten auf Schulterhöhe und über Ihrem Kopf gilt ähnliches.

Am Rücken fällt es uns – im Gegensatz zu anderen großen Muskelgruppen – schwer, zwischen Schmerz, Ermüdung oder Muskelkater zu unterscheiden. Hier gilt die Devise: Weniger ist mehr. Ein paar Lockerungsübungen nach getaner Arbeit und ein wärmendes Kirschkernkissen lassen kleine Wehwehchen schnell wieder verschwinden. Über den Mythos, nur mit geradem Rücken zu heben, scheiden sich die Geister. Tun Sie Ihrem Rücken einen Gefallen: Blumentöpfe oder Säcke mit Gartenerde sind schwerer und sperriger als der Einkaufskorb, den Sie sonst mit Leichtigkeit aus dem Kofferraum nehmen. Achten Sie also darauf, bewusst zu heben. Das bedeutet: Bauch anspannen, nur über kurze Wege heben und tragen sowie Hilfe in Anspruch nehmen, wenn möglich.

Es ist nicht ganz einfach, den Mittelweg zwischen frohem Schaffen und „zu viel des Guten“ zu beschreiten. Auch wenn die Arbeit natürlich noch heute, am freien Tag bei angenehmem Wetter, erledigt werden will, denken Sie daran: Gestalten Sie Ihre Tätigkeiten abwechslungsreich und verändern Sie Ihre Körperposition regelmäßig – und sei es durch einen kurzen Plausch mit den Nachbarn.

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Kristina Haag-Seltenheim, MSc

Vorsitzende Landesverband Niederösterreich

Aus der Ausgabe

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2020|03

Bewegt-Magazin März 2020

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