Constance Schlegl und Stefan Moritz

Erhalt, Förderung und Wiederherstellung von Bewegung

Text: Redaktion Physio Austria; Interviewpartner*innen: Constance Schlegl und Stefan Moritz

Physio Austria-Präsidentin Constance Schlegl und Geschäftsführer Stefan Moritz sprachen mit dem Magazin PERISKOP über die Aufgaben, Möglichkeiten, Rahmenbedingungen und Ziele der Physiotherapie. Das gesamte Interview gibt es in der Dezember-Ausgabe von PERISKOP.

 

"Was leistet die Physiotherapie in Österreich?"

Schlegl: Mit rund 17.000 Berufsangehörigen ist die Physiotherapie nach der Ärzteschaft und dem Pflegepersonal die drittgrößte Berufsgruppe im österreichischen Gesundheitswesen. Davon sind rund 6.500 auch Mitglied bei Physio Austria. Als gesetzlich geregelter Gesundheitsberuf gibt es seit einigen Jahren eine verpflichtende Registrierung der Berufsangehörigen.

Wir wissen nicht, wie viele physiotherapeutische Leistungen tatsächlich im intramuralen Bereich erbracht werden. Genauere Zahlen liegen uns aber für den extramuralen Bereich auf Grund der Daten der Sozialversicherungen vor. Demnach werden in Österreich insgesamt pro Woche zwischen 400.000 und 600.000 physiotherapeutische Leistungen erbracht. Nicht enthalten sind hier Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge und Prävention oder von Physiotherapeut*innen, die in der Arbeitsmedizin, in Schulen, Kindergärten oder sonderpädagogischen Einrichtungen tätig sind.

Moritz: Physiotherapeut*innen behandeln Patient*innen sowohl im ambulanten als auch im stationären Setting sowie aufsuchend, im Rahmen von Hausbesuchen. Physiotherapie ist in allen Lebenslagen und allen medizinischen Disziplinen relevant. In der Rehabilitation aber auch in der Prävention können wir einen großen Beitrag leisten. Gerade im Zusammenhang mit COVID-19 und Long-COVID waren viele Kolleginnen und Kollegen oft bis an ihre Leistungsgrenzen tätig.

 

Vorstand
Stefan Moritz und Constanze Schlegl im Gesrpäch

 

"Wie kann man das Aufgabenfeld der Physiotherapie kurz zusammenfassen?"

Schlegl:
Physiotherapie beschäftigt sich mit der Auswirkung von Bewegung auf den menschlichen Körper. Einerseits schauen wir, dass Bewegung im ganzen Leben ohne Einschränkungen so funktioniert, wie sie soll — das wäre der gesundheitsförderliche präventive Aspekt. Andererseits helfen wir, wenn durch Erkrankungen die Bewegung eingeschränkt ist die Beweglichkeit im größtmöglichen Ausmaß wieder herzustellen — der Bereich der Krankenbehandlung. Kurz gesagt: Wir kümmern uns um Erhalt, Förderung und Wiederherstellung von Bewegung.

Moritz: Wir befassen uns mit dem ganzen Menschen, aber nicht in der Form, indem wir ihm einfach nur ein paar Turnübungen zeigen, wir versuchen immer die Patientin, den Patienten als ganzheitliches Individuum mit all ihren bzw. seinen Bedürfnissen rund um die Bewegung im Alltag – in den sogenannten Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) zu erfassen und zu unterstützen.

"Ein Bereich, der Physio Austria ein großes Anliegen ist, ist die Prävention. Wo kann dabei die Physiotherapie helfen?"

Moritz:
Zur Prävention braucht es auch die entsprechende Finanzierung der Gesundheitsförderung. Dazu bräuchte es ein Gesundheits- und Bewegungslernen,

das im frühen Kindesalter angesetzt werden muss. Hier muss vermittelt werden, dass Bewegung ein ganz zentraler Aspekt des Lebens ist und in Bewegung bleiben und sich bewegen können in allen Lebensbereichen und Settings — ob im Verkehr, im Alter oder Sturzprävention bis hin zu einer Mobilität am Lebensende in der Palliativ Care, wo die Physiotherapie ebenfalls einen wesentlichen Beitrag leisten kann. Damit man auch diesen letzten Lebensabschnitt in einer würdigen Art und Weise erleben kann.

Schlegl: Deshalb fordern wir, dass die Physiotherapie als standardisiertes Screening im Eltern-Kind-Pass verankert werden soll. Das fängt schon bei Neugeborenen an in Bezug auf deren Bewegungsverhalten und motorische Entwicklung. Wenn es so einen Gesundheits-Check geben würde, wo jedes Kind zu bestimmten definierten Punkten zur Entwicklung aus funktioneller, physiotherapeutischer Sicht betrachtet wird, könnte man viel Gutes bewirken und früh Schädigungen vermeiden. Einen Entwurf, wie so ein Screeningplan ausschauen sollte, gibt es von Seiten Physio Austria fertig ausgearbeitet. Wir wissen, dass speziell Kinderärzt*innen mit Kassenordinationen sehr belastet sind und wir könnten hier einen Beitrag leisten, der das gesamte System entlasten würde.

 

Wussten Sie, dass...?

... die Physiotherapie die drittgrößte Berufsgruppe im österreichischen Gesundheitssystem ist.

 

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Redaktion Physio Austria

Redaktion von Physio Austria

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Constance Schlegl, MPH

Präsidentin Physio Austria

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Mag. Stefan Moritz, MSc

Geschäftsführer

Aus der Ausgabe

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2022|12

Bewegt-Magazin Dezember 2022

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