Die dunklen Monate und der Blues
Viele Menschen kennen das Gefühl, welches meist im Oktober beginnt und bis zum März anhält. Irgendwie fühlt man sich nicht mehr so leistungsfähig, etwas reizbarer, der Appetit auf Süßes ist gesteigert und man möchte den ganzen Tag im Bett verbringen.
Genannt wird dieses Phänomen „Winterblues“ oder auch subsyndromale saisonal abhängige Depression, kurz s-SAD. Als Auslöser wird angenommen, dass die veränderten Lichtverhältnisse – die frühe Dunkelheit gepaart mit kurzen Tagen – Einfluss auf den Hormonhaushalt haben.
Melatonin, auch als „Schlafhormon“ bekannt, wird tagtäglich zu den dunklen Stunden ausgeschüttet um den Körper zur Ruhe kommen zu lassen. Dieser biologische Rhythmus wird hauptsächlich durch die Lichtaufnahme im Auge gesteuert. Da es im Winter weniger natürliches Sonnenlicht gibt, verschiebt sich bei manchen Menschen dieser Rhythmus und es wird vermehrt Melatonin ausgeschüttet. Zur Bildung von Melatonin benötigt man das „Glückshormon“ Serotonin und da ein Mangel dessen die Stimmung weiter drückt, ist es wichtig diesen auszugleichen.
Was kann man nun tun um dem „Winterblues“ ein Schnippchen zu schlagen?
Eine klare Struktur kann dabei helfen. So sehr es auch verleitet, an Wintertagen länger im kuscheligen, warmen Bett zu bleiben, sollte versucht werden, nicht später als üblich aufzustehen. Der Weg ins Freie ist wichtig um den Körper und Geist frisch und aktiv zu halten. Ein kurzer Spaziergang nach dem Frühstück? Eine Wanderung durch den verschneiten Wald? Ideal! Durch die frische Luft wird der Kreislauf in Schwung gebracht und die Ausschüttung von Serotonin durch das Sonnenlicht angekurbelt. Auch bei bedecktem Himmel kommt genug Licht an, um den Körper zu aktivieren. Es helfen schon 15 Minuten im Freien - etwa in der Mittagspause.
Idealerweise sollte versucht werden, täglich eine Stunde im Sonnenlicht zu verbringen oder sie körperlich aktiv zu gestalten. Zur Unterstützung könnte man auch auf Tageslichtlampen (10.000 Lux) zurückgreifen. Wer regelmäßig Sport betreibt, kennt das Gefühl: Man hat sich verausgabt, fühlt sich ausgeglichener und der Bio-Rhythmus kommt in Schwung.
Insbesondere die arbeitsfreie Zeit ist für körperliche Aktivitäten aller Art zu nutzen. Diese helfen nicht nur gegen den „Winterblues“, sondern reduzieren auch die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes. Falls die passende Aktivität noch nicht gefunden ist oder eine körperliche Einschränkung besteht, hilft auch die Konsultation eines/einer PhysiotherapeutIn, die bei der Auswahl unterstützen und Sie in Bewegungsfragen optimal beraten können.
Nicht zu vergessen ist eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung, wobei auch hier ein gewisser Anteil an Schokolade seine Berechtigung haben kann. Diese und andere zuckerhaltige Lebensmittel unterstützen die Aufnahme von Baustoffen für Serotonin. Deshalb ist auch ein wenig Naschen im Winter durchaus erlaubt!
AutorIn
Peter Fiala, BSc
Koordinator des fachlichen Netzwerks Mental Health