Zu Ihrem Besten

Beweggründe für Sie

von Kristina Seltenheim

Zum Glück sind wir nicht alle gleich. Nicht jeder Mensch betrachtet Sport als etwas Notwendiges. Am Mehrwert von Bewegung ändert die Betrachtungsweise aber nichts. Und Sie? Leugnen Sie noch – oder bewegen Sie sich schon?

Als Physiotherapeutin und Ausdauersportlerin mit Ballsportvergangenheit ist es für mich eine Herausforderung, Menschen für Bewegung zu begeistern, die mit Bewegung nichts am Hut haben. Über die Jahre der Berufserfahrung hat sich für mich eine Einteilung in drei Gruppen ergeben: Der ersten Gruppe gehören Menschen an, die sich gerne bewegen und Sport vermissen, wenn sie diesen nicht ausüben können oder darauf verzichten müssen. Mitunter werden diese Personen, vielleicht fällt Ihnen da jemand ein, richtig unausstehlich ohne regelmäßige Bewegung.

Als zweite Gruppe würde ich diejenigen sehen, die sich aus Vernunftgründen bewegen und nur ein geringes Übel darin sehen: Menschen, die regelmäßig joggen, auch wenn es nur für eine halbe Stunde ist, oder Sportkurse besuchen. Sie halten sich vor Augen: In einer Stunde ist der Sport erledigt. In der Gruppe werden sie animiert und knüpfen nebenbei auch neue soziale Kontakte.

Diese Gruppe tendiert sehr dazu, dem Aufwand, sich regelmäßig zu bewegen, mit Vernunft zu begegnen – mit Argumenten wie: Ist ja eh nur einmal pro Woche, da treffe ich Freunde. Dieser Denkweise wohnt auch eine gewisse Gewohnheit inne und die Überlegung, dass Sport doch irgendwie zum Leben gehört. Das Gefühl etwas für sich zu tun, sei es aus purer Leidenschaft oder aus reinem Pragmatismus, ist vorhanden. Egal was die treibende Kraft für die Bewegung ist: Nachher fühlt man sich gut.

Was ist aber nun mit der dritten Gruppe? Jene, deren Angehörige das gute Gefühl nach dem Sport nicht kennen, Bewegung und Sport nicht vermissen, weil sie es noch nie gemacht haben? Für sie erscheinen 3x10 Wiederholungen von einer Übung, die ich ihnen als Physiotherapeutin zeige, wie etwas von einer anderen Welt. Sie vermitteln mir den Eindruck, ich würde von ihnen erwarten, ohne Sauerstoff auf den Mount Everest zu gehen. Wie hole ich die Menschen, die nicht schwitzen und außer Atem sein wollen, ab? Dass Bewegung gegen Bluthochdruck hilft und vor Diabetes schützt, ist hinreichend bekannt, reicht aber nicht als Argument. Schließlich erkrankt man da ja nicht von heute auf morgen so schwer daran und außerdem gibt es ja Medikamente. Vielleicht helfen hier neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung? Bewegung ermöglicht den Erhalt und die Neubildung von Gehirnzellen. So kann uns regelmäßige Bewegung beispielsweise vor Erkrankungen wie Alzheimer schützen – also vor einer Erkrankung, die man auch mit Medikamenten nicht haben will.

Außerdem ist regelmäßige Bewegung an der frischen Luft – vielleicht auch gemeinsam mit anderen – ein probates Mittel, um die Psyche gesund zu halten. Sind Sie Teil der von mir genannten dritten Gruppe? Stellen Sie sich vor, Bewegung als Medikament verschrieben zu bekommen. Eine Überdosierung ist mit Sicherheit nicht zu befürchten.

 

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Kristina Haag-Seltenheim, MSc

Vorsitzende Landesverband Niederösterreich

Aus der Ausgabe

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2021|09

Bewegt-Magazin September 2021

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