Mi., 05.06.2024 | in:
Palliative Care und Onkologie

8. Österreichischer Interprofessioneller Palliativkongress

Das Kongresspräsidium

Es ist schwierig, die Atmosphäre des einzigartigen 8. Palliativkongresses in Worte zu fassen. Es war eine bemerkenswerte, vielfältige Veranstaltung, die spürbar werden ließ, warum wir im Hospiz- und Palliative Care-Bereich tätig sind.“

Mit diesen Worten beginnt der rückblickende Bericht auf der Homepage der Österreichischen Palliativgesellschaft zum 8.Österreichischen Interprofessionellen Palliativkongress, der heuer unter dem Motto „Grenz-Werte“ von 4.4. bis 6.4.2024 in Villach veranstaltet wurde. Villach eignete sich hervorragend für diesen Titel, liegt die Draustadt doch nahe der trilateralen Alpe-Adria-Region, welche Österreich mit Slowenien und Italien verbindet. Das direkt an der Drau gelegene Congresscenter Villach bot den rund 900 Kongressbesucher*innen einen einladenden Ort für Reflexion und Kontemplation. 

Die Eröffnungsredner Tobias Moretti und Pater Johannes Pausch luden ein sich auf die Materie des Lebens einzulassen: So erzählt etwa Pater Johannes Pausch aus der Schule des Lebens: „Wenn man durch eine Türe gehen möchte, muss man zuerst den Türgriff runter drücken, und dann muss man einen Schritt zurück gehen, damit sich die Türe öffnen lässt…“

Nicht nur der Blick über die Grenzen in der Alpe-Adria-Sitzung beeindruckte viele Teilnehmer*innen: „Ich fand es spannend, dass alle überall ähnliche Probleme haben. Eine einheitliche europaweite Richtlinie für die unterschiedlichen Bereiche wäre toll. Natürlich sind alle Länder unterschiedlich weit, aber dann gibt es was, zu dem man hinarbeiten kann“, auch die Bedeutung und die Wichtigkeit der Multiprofessionalität in Palliative Care konnte mit diesem Kongress ganz deutlich untermauert werden. Über drei Tage hinweg versammelten sich Expert*innen aus verschiedenen Fachrichtungen, um ihr Wissen zu teilen, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam die Zukunft der Palliative Care zu gestalten. 

Jede Berufsgruppe, von Medizin, Pflege, therapeutische Berufsgruppen, Seelsorge, Psychologie und Sozialarbeit bringt einzigartige Fähigkeiten und Perspektiven ein, die ein zusammen umfassendes und ganzheitliches Betreuungsangebot für Patient*innen und deren An- und Zugehörigen ermöglichen. Diese Vielfalt aller Berufsgruppen spiegelte sich im diesjährigen Programm des Kongresses ganz besonders wider und setzte ein zukunftsweisendes Zeichen.

Auch das fachliche Netzwerk Palliative Care & Onkologie war mit 11 Mitgliedern am Kongress vertreten und konnte wesentliche Beiträge zum Gelingen dieses Kongresses leisten:

Die Präsenz eines Informationsstandes von Physio Austria unterstrich die bedeutende Rolle der Physiotherapie in der Palliativversorgung. Physiotherapeut:innen spielen eine wichtige Rolle bei der Linderung von Symptomen, Verbesserung der Mobilität und der Erhaltung der Lebensqualität von Palliativpatient:innen. Ihr Beitrag verdeutlicht die ganzheitliche Herangehensweise, die für eine optimale Betreuung am Lebensende unerlässlich ist. 

Ein herzlicher Dank ergeht auch an Katharina Schotzko für die Organisation des Standessowie an alle Netzwerkmitglieder, welche sich aktiv bei der Standbetreuung eingebracht haben.

Die Öffentlichkeitsarbeit, die während des Kongresses geleistet wurde, trug wesentlich dazu bei, Physiotherapie in der Palliative Care als integrierten Bestandteil des Gesundheitssystems zu etablieren und das Bewusstsein für die Bedeutung einer ganzheitlichen Versorgung auch bei den anderen Berufsgruppen zu stärken.

Die Koordinatorin des fachlichen Netzwerks für Palliative Care & Onkologie Cornelia Prasch, agierte als Kongresspräsidentin, die stellvertretend für alle therapeutischen Berufsgruppen den Kongress mitorganisierte. Sie spielte mit ihrer Erfahrung und ihrem Engagement eine entscheidende Rolle bei der Planung und Durchführung des Kongresses. Sie trug nicht nur wesentlich zum Erfolg dieses Kongresses bei, es wurde durch ihren Einsatz auch die Bedeutung aller Berufsgruppen in der Palliativversorgung gebührend gewürdigt.

Die Veranstaltung bot nicht nur eine Plattform für den Austausch von Wissen und Erfahrungen, sondern auch die Möglichkeit, einzigartige Beiträge der verschiedenen Berufsgruppen zu präsentieren. Durch Workshops, Vorträge und Diskussionen konnten die Teilnehmer*innen ihr Fachwissen erweitern und die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit hautnah erleben.

Großes Interesse erfuhr der Vortrag von Alexander Müller, Netzwerkmitglied im fachlichen Netzwerk für Palliative Care & Onkologie, über Dyspnoe. 

Der Vortrag vor vollem Auditorium war von besonderer Bedeutung, da Dyspnoe - das Gefühl der Atemnot - ein häufiges Symptom bei Palliativpatient*innen ist und eine erhebliche Belastung für diese darstellen kann. 

Er beleuchtete in seinem Vortrag die vielfältigen Ursachen von Dyspnoe in der Palliative Care und betonte die Notwendigkeit einer differenzierten Diagnostik und Therapie unter Berücksichtigung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Er erläuterte, dass Dyspnoe oft durch eine Kombination von physischen, psychischen und sozialen Faktoren verursacht wird und daher eine ganzheitliche Behandlung erfordert.

Cornelia Prasch hielt gemeinsam mit ihrer Kollegin aus dem mobilen Palliativteam des Klinikums Klagenfurt am Wörthersee, Psychologin Mag. Gabriele Maurer, einen Workshop zum Thema: „Embodiment – die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen“

Der Workshop begann mit einer Einführung in das Konzept des Embodiments, das die wechselseitige Beziehung zwischen Körper und Psyche betonte. Die Teilnehmer*innen lernten, wie körperliche Symptome wie Schmerzen, Übelkeit oder Atemnot nicht nur physische Ursachen haben, sondern auch psychische und emotionale Komponenten beinhalten können. Durch interaktive Übungen und Fallbeispiele konnten die Teilnehmer*innen erleben, wie embodiment-basierte Interventionen in der Praxis angewendet werden können. Sie lernten, wie sie die Körperwahrnehmung ihrer Patient*innen stärken und sie dabei unterstützen können, um eine bessere Verbindung zwischen Körper und Psyche herzustellen.

Auch konnte eine Übersetzung eines Policy Briefs zur Integration der Rehabilitation in Hospiz- und Palliativangeboten präsentiert werden, an der ebenfalls mehrere Netzwerkmitglieder mitgewirkt haben. Die Präsentation dieses Schriftstücks erfolgte beim Kongressabschluss in Form eines Sneak Previews, in dem Netzwerkmitglied im fachlichen Netzwerk für Palliative Care & Onkologie Rainer Simader bei einem spontanen Kurzvortrag nicht nur sein Wissen unter Beweis stellen musste, sondern auch seine körperliche Fitness. Es wurde viel gelacht.

Der Policy Brief kann auf der Homepage der Österreichischen Palliativgesellschaft eingesehen werden. Zum Policy-Brief geht es hier

Policy Brief - OPG - Österreichische Palliativgesellschaft

All diese Beiträge boten den Teilnehmer*innen die Möglichkeit, ihr Wissen zu vertiefen und neue Ansätze für die tägliche Praxis zu entwickeln, ihre Grenzen auszuloten und über den sogenannten „Tellerrand“ zu blicken. 

Dieser Kongress trug nicht nur zur Wissenserweiterung bei, sondern stärkte auch das Teamgefühl und fördert den gegenseitigen Respekt und das Verständnis.

So konnten im Rahmen der „Drau-Gespräche“ neue Kontakte geknüpft werden, Netzwerke erweitert und das gemeinsame Miteinander gestärkt werden.

Insgesamt war der 8. Österreichische Palliativkongress in Villach ein inspirierendes Ereignis, das die Wichtigkeit der Multiprofessionalität aller Berufsgruppen in der Palliativversorgung eindrucksvoll unterstrich. Durch die gemeinsame Arbeit und den Austausch von Wissen und Erfahrungen wird das fachliche Netzwerk für Palliative Care & Onkologie weiterhin unermüdlich daran arbeiten, die österreichische Hospiz- und Palliativlandschaft zu stärken und weiterzuentwickeln – zum Wohle unserer Patient*innen.