Interkulturelle Kompetenzen
Im Umgang mit PatientInnen mit Migrationshintergrund
sind zur Wahrung einer hohen Versorgungs- und Kommu-
nikationsqualität Fähigkeiten gefordert, die unter dem
Sammelbegriff »interkulturelle Kompetenzen« zusammen-
gefasst werden. Diese beinhalten selbstreflexive Pro-
zesse zur eigenen Kultur, Bereitschaft zur Interaktion,
den Abbau von Ängsten und den Wissenserwerb kulturel-
ler sowie kommunikativer Aspekte. In der therapeuti-
schen Interaktion kann dadurch gewährleistet werden,
dass PatientInnen wertneutral erfasst werden. Im inter-
kulturellen Kontext gewinnt Empathie vermehrt an Be-
deutung. Trotzdem werden die Ausbildungsschwerpunkte
häufig auf die Wahrung von professioneller Distanz ge-
legt, anstatt aufzuzeigen, wie man empathische Nähe
herstellen kann. Der Wissenserwerb über Wertesysteme,
Verhaltensmuster, Kommunikationsregeln und Krank-
heitskonzepte anderer Kulturen können in der prakti-
schen Arbeit ebenfalls sehr hilfreich sein.
Die Wahrung der Kommunikationsqualität bei PatientIn-
nen mit Migrationshintergrund kann von Physiotherapeu-
tInnen neue Kompetenzen einfordern. Kommunikation
kann als sozialer Prozess der Verständigung betrachtet
werden, in dem gesellschaftlich vereinbarte Zeichensys-
teme benutzt werden. Hierbei müssen sich beide Ge-
sprächspartnerInnen auf Grund von Sprachbarrieren und
unterschiedlichen Sozialisations- und Wertevorstellungen
um eine gemeinsame Verständigung bemühen, wodurch
eine kompetente Behandlung ermöglicht wird.
Türkisch-muslimische Patientinnen in Österreich
Grundsätzlich handelt es sich bei türkisch-muslimischen
Patientinnen um eine sehr heterogene Bevölkerungs-
gruppe. Es gilt zu berücksichtigen, dass religiöse oder
kulturelle Gruppenzugehörigkeiten auf keinen Fall alleine
für die Bedürfnisse unserer PatientInnen bestimmend
sind. In der therapeutischen Arbeit mit Patientinnen
türkisch-muslimischen Hintergrundes kann sich aller-
dings eine Reihe von Herausforderungen ergeben. Unter
türkischen MigrantInnen sind mit 54 Prozent unterdurch-
schnittlich wenige Personen berufstätig, wobei beson-
ders die Frauen mit einer Beschäftigungsquote von
39 Prozent eine sehr niedrige Erwerbsbeteiligung auf-
weisen. Das Leben dieser Frauen wird dadurch häufig
durch ökonomische Abhängigkeit, soziale Isolation und
ungenügende Schulbildung geprägt.
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Juni 2015
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Simone Hofer, BSc
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