36
physio
austria
inform
Juni 2015
Für Biomedizinische AnalytikerInnen kann
diese dynamische Entwicklung einen Para-
digmenwechsel bedeuten: Ihre für PatientIn-
nen bislang meist unsichtbare Arbeit soll als
wesentlicher Beitrag zur gesamtheitlichen
PatientInnenversorgung wahrgenommen, un-
mittelbar erlebbar und sichtbar gemacht wer-
den. Ihre Rolle als »Diagnostic Partners« und
Nahtstellenmanager zwischen ÄrztInnen, an-
deren Gesundheitsberufen und PatientInnen
hat sich bereits in vielen europäischen Län-
dern mit gut ausgebauten Gesundheits- und
Versorgungsstrukturen, wie beispielsweise
Norwegen, Schweden und Dänemark, als
berechtigt und sinnvoll erwiesen.
Im Rahmen der aktuellen Gesundheitsreform
werden nun auch in Österreich Stukturen zur
so genannten Primary Health Care (PHC) -
der dezentralen, niederschwelligen Primär-
versorgung von PatientInnen vor allem in
ländlichen Gebieten – erarbeitet und umge-
setzt. Für Biomedizinische AnalytikerInnen
bietet sich hier die Chance, sich mit eigenen
Konzepten aktiv an dieser Weichenstellung
zu beteiligen, um an der Etablierung von
PHC-Strukturen und somit direkt an der
Verbesserung der Versorgungsqualität von
PatientInnen mitzuwirken.
Biomedizinische
Analytik – quo vadis?
Herausforderungen und Chancen
für eine der sieben MTD-Berufsgruppen Österreichs
Fragt man PatientInnen, welche Rolle Bio-
medizinische AnalytikerInnen für ihre Ge-
sundheitsversorgung spielen, werden sie im
besten Fall darüber Bescheid wissen, dass
diese Berufsgruppe vorwiegend in medizini-
schen Labors arbeitet und vor allem etwas
mit Blutbefunden zu tun hat. Das ist grund-
sätzlich richtig, denn über 70 Prozent aller
gestellten Diagnosen beruhen auf Labor-
analysen, die von Biomedizinischen Analyti-
kerInnen durchgeführt wurden. Als diagnosti-
scher Gesundheitsberuf drängen wir aber
immer mehr auch in Bereiche mit engem
PatientInnenkontakt und vor allem auch in
die Domäne der Gesundheitsprävention vor.
Im gesellschaftspolitischen Wandel
Über die gesetzlichen Anforderungen hin-
sichtlich berufsspezifischer Prozess-, Struk-
tur- und Ergebnisqualität hinaus ist in den
vergangenen Jahren insbesondere auch die
Erwartungshaltung der – großteils medizi-
nisch immer besser aufgeklärten – Bevölke-
rung in Bezug auf die Leistungs- und
Servicebereitschaft von Gesundheitsberufen
kontinuierlich gestiegen. Daher ist es für alle
Health Professionals wichtig, ihre Stellung
innerhalb des Gesundheitssystems zu reflek-
tieren und ihr Profil – vor allem durch die
Erweiterung ihrer Aufgaben und Verantwor-
tungen - in der Wahrnehmung der Öffentlich-
keit zu schärfen.
Fokus
MTD-Berufe
»ALS DIAGNOSTISCHER GESUNDHEITS-
BERUF DRÄNGEN WIR IMMER MEHR
AUCH IN BEREICHE MIT ENGEM
PATIENTiNNENKONTAKT UND VOR
ALLEM AUCH IN DIE DOMÄNE DER
GESUNDHEITSPRÄVENTION VOR.«