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Februar 2016
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100 Jahre Physiotherapie in Österreich:
welche Meilensteine wären ohne die
Berufsvertretung nicht möglich gewesen?
Die Entwicklung des Berufs und des Berufs-
verbandes gehen Hand in Hand. So wie der
Beruf selbst sich von einem Assistenzberuf
zu einem eigenständigen Beruf entwickelt
hat, hat auch der Berufsverband eine
enorme Weiterentwicklung erfahren. Sämt-
liche Entwicklungen, wie etwa die Weiter-
entwicklung der Ausbildung hin zu einem
akademischen Beruf waren nur möglich,
weil sie auf Ebene des Berufsverbandes
konsequent unterstützt und vorangetrieben
wurden. Dass PhysiotherapeutInnen heute
als die ExpertInnen für Bewegung in allen
Lebenslagen und Lebenssituationen gelten,
ist auch ein Verdienst des Berufsverban-
des, der dieses Bewusstsein sowohl in der
Berufsgruppe selbst als auch in der öffent-
lichen Wahrnehmung des Berufs gezielt
fördert.
Und was wünschen Sie der Physiotherapie
für die nächsten 100 Jahre?
Die Physiotherapie ist heute im österrei-
chischen Gesundheitswesen fest ver-
ankert. Aber es wird auch in Zukunft Phy-
siotherapeutInnen brauchen, die jene Visio-
nen entwickeln und umsetzen, die zu einer
Weiterentwicklung des Berufs beitragen.
und umsetzen
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Physio Austria feiert
das 50-jährige Bestehen
des Bundesverbands der
PhysiotherapeutInnen in
Österreich.
2011
Die Physiotherapie in Österreich feiert
ihren 100. Geburtstag. Der Bogen der
Physiotherapie spannt sich von evidenz-
basierter Physiotherapie über klinische
Expertise bis hin zu Bildungsfragen,
Autonomie der Berufsausübung, neue
Technologien, Interessenvertretung,
Berufsentwicklung und Themen wie
Katastrophenhilfe.
2016
Als Präsidentin des Dachverbandes der gehobenen
medizinisch-technischen Dienste Österreichs
(MTD-Austria) und Physiotherapeutin ist es mir
eine besondere Ehre und Freude, euch zu diesem
besonderen Jubiläum zu gratulieren!
Mag. Gabriele Jaksch
PRÄSIDENTIN MTD-AUSTRIA
MTD-Austria vertritt als überbetriebliche Interessensvertretung die sieben gesetzlich
geregelten Gesundheitsberufsgruppen der Biomedizinischen AnalytikerInnen, Diäto-
logInnen, ErgotherapeutInnen, LogopädInnen, OrthoptistInnen, PhysiotherapeutInnen
und RadiologietechnologInnen in berufspolitischen Belangen. Außerdem fungiert
MTD-Austria intern und extern als zentraler Ansprechpartner und »Drehscheibe« für
sämtliche spartenübergreifenden Angelegenheiten. Für fachspezifische Themen sind
die sieben Berufsgruppen in eigenen Berufsverbänden organisiert.
Die außerordentliche Entwicklung des Berufes der PhysiotherapeutInnen ist vor allem
dem ausdauernden Engagement all jener zahlreichen BerufskollegInnen zu verdan-
ken, die beharrlich, entschlossen und konsequent für die Professionalisierung dieses
Berufes gekämpft haben. Die Akademisierung des Berufes und die Ermöglichung von
Master-Ausbildungen markiert einen jener besonders wichtigen Meilensteine, die an
dieser Stelle nur beispielhaft genannt seien. Doch weitere müssen folgen: die Durch-
gängigkeit der Ausbildung hin zum PhD, wie sie in vielen Ländern bereits gegeben ist,
ist ein nächstes dringendes Ziel.
Die Physiotherapie ist heutzutage als integraler Bestandteil eines ganzheitlich zu be-
trachtenden Gesundheitswesens nicht mehr aus den verschiedenen Bereichen, seien
dies Gesundheitsförderung, Prävention, Therapie, Rehabilitation und/oder Palliation,
weg zu denken. Zählt es doch zu den Hauptbetätigungsfeldern von uns Physiothera-
peutInnen, den Bewegungsapparat, den jeder in allen Lebenslagen und Lebenspha-
sen so gesund und funktionstüchtig wie möglich braucht, von Störungen und
Fehlfunktionen zu befreien oder diese idealerweise zu verhindern.
Das Gesundheitswesen – so bemerkenswerte Leistungen es in Österreich für die Pa-
tientInnen auch bietet – steht unter enormem Veränderungsdruck. Demographische
Entwicklungen (Überalterung der Bevölkerung, zunehmende Migration etc.), finan-
zielle Einschränkungen in vielen Bereichen, neue Krankheitsbilder, Multimorbidität
und wissenschaftliche Errungenschaften mit den entsprechenden Folgen für die diag-
nostisch/therapeutischen Berufe können nur im Zusammenspiel aller im Gesund-
heitswesen beteiligten Gruppen bewältigt werden. Was gestern »state of the art« war,
kann morgen überholt und womöglich kontraindiziert sein. Qualitativ hochwertige Be-
handlung muss dieser Dynamik daher gerecht werden. Arbeitsteilung und Spezialisie-
rung erlauben eine optimale Bewältigung von Teilproblemen, die Erwartung einer
ÖsterreicherIn ist aber eine kontinuierliche, ganzheitliche und individuell abge-
stimmte Versorgung.
Alle (!) Gesundheitsberufe haben ihr Qualifikationsprofil auf zukünftige Qualifikations-
erfordernisse hin zu überprüfen und anzupassen. Aufgaben- und Rollenverteilungen
müssen (auch intramural) den zukünftigen Entwicklungen Rechnung tragen. Neue Or-
ganisations- und Kooperationsmodelle sind damit unumgänglich. Primary Health Care
kann im extramuralen Bereich ein Lösungsansatz dafür sein. Dazu sind die entspre-
chenden gesetzlichen Rahmenbedingungen und faire, den Leistungsangeboten ange-
messene Abrechnungsmöglichkeiten zu schaffen. Bildungssilos sind aufzubrechen,
inter- und multidisziplinären Elementen muss mehr Beachtung und Raum geschenkt
werden – es sind dies die Nahtstellen, an denen Innovation stattfindet. Internationale
Tätigkeits- und Verantwortungsbereiche für PhysiotherapeutInnen müssen endlich
auch in Österreich neu definiert werden und v.a. zur Umsetzung gelangen.
GEBURTSTAGSBOTSCHAFT
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