UNFÄLLE IN ÖSTERREICH
von Otto Havelka
AUSBLICK
Silvia Mériaux-Kratochvila,
M.Ed.
Vor dem Hintergrund der Entwicklung des Gesundheits-
marktes und der demographischen Entwicklungen steht
das öffentlich finanzierte Gesundheitssystem vor der
Herausforderung, die hohen Steigerungen der Gesund-
heitsausgaben zu bremsen und mit knapper werdenden
Ressourcen auch zukünftig qualitätsvolle Gesundheits-
versorgung sicherzustellen. Trotz der Wissens, dass hoch
qualifiziertes Personal die Schlüsselressource des Gesund-
heitssystems und von zentraler Bedeutung für gut funktio-
nierende Gesundheitssysteme ist, gibt es in Österreich aus
Angst vor damit verbundenen Kosten in den Gesundheits-
berufen aktuell einen Trend zur Dequalifizierung. Konkret
bedeutet dies, dass zukünftig zunehmend Assistenzberufe
Tätigkeiten durchführen werden, die bisher von ExpertIn-
nen ausgeführt wurden oder aber die Gesetzgeber darüber
nachdenken, die aktuell noch bestehenden Vorbehalts-
tätigkeiten (in der Physiotherapie z.B. die Bewegungs-
therapie) abzuschaffen.
Für PhysiotherapeutInnen bedeutet dieser Trend, dass es
zunehmend Berufen ermöglicht wird, sich Tätigkeitsfelder
zu erschließen, die bis dato PhysiotherapeutInnen vorbe-
halten waren und andererseits es in Österreich nicht er-
möglicht wird, dass auch das Physiotherapiestudium nach
dem Bachelorstudium wie praktisch nahezu überall sonst
mit einem Master- und Doktoratsstudium fortgesetzt
werden kann. Dieser gläserne Deckel unserer beruflichen
Bildungsentwicklung benachteiligt aber neben unseren
KollegInnen in noch viel größerem Ausmaß die Gesell-
schaft dahingehend, als damit weniger ExpertInnen für die
Gesundheitsversorgung der Bevölkerung ihren innovativen
Beitrag leisten können als möglich wäre.
Dem entgegen stehen aber strukturelle Entwicklungen in
Österreich, die zukünftig genau jene hervorragend ausge-
bildeten GesundheitsexpertInnen benötigen werden, um
die in Österreich geplante integrierte Gesundheitsversor-
gung und die Verlagerung vom Krankenhaussektor in den
niedergelassenen Bereich qualitätsvoll bewerkstelligen zu
können.
Innerhalb Österreichs wird durch die Etablierung von
Primary Health Care (PHC) das Ziel verfolgt, die gesund-
heitliche Primärversorgung der Menschen vom Spital in
den extramuralen Bereich zu verlagern. Diese Entwick-
lung wird wie das Modell der integrierten Gesundheits-
versorgung gleichermaßen Wirkungen auf die
Physiotherapie insofern entfalten, als das Ziel verfolgt
wird, eine adäquate Versorgung von chronisch und mehr-
fach erkrankten Menschen in höheren Altersgruppen
und eine koordinierte und vernetzte Behandlung sicher-
zustellen. Physiotherapie wird dabei eine zentrale Dienst-
leistung für den Erhalt und die Wiedergewinnung von
Selbständigkeit durch Bewegungsfähigkeit und Lebens-
qualität darstellen. Die interdisziplinäre und kooperative
Hand in Hand-Zusammenarbeit von PhysiotherapeutIn-
nen mit allen anderen medizinischen und sozialen Leis-
tungserbringerInnen ist dabei zentrales Erfordernis und
wird zukünftig auch für PhysiotherapeutInnen neue
Herausforderungen und Chancen bringen. Teil davon
wird sein, Menschen durch spezifische, individuelle und
an den persönlichen Ressourcen der Einzelnen orien-
tierte Beratung zu einer verstärkten Verantwortungs-
übernahme für die eigene Gesundheit zu motivieren.
© Jenny Sturm- Fotolia.com
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Mit der Novelle zum MTD-Gesetz
wird Physiotherapie zum akademi-
schen Beruf; die Ausbildung erfolgt
künftig an Fachhochschulen und be-
rechtigt entsprechend der Bologna-
Deklaration zu Masterlehrgängen
und Doktoratsstudien.
2005
Start der ersten Bachelor-
Studiengänge für Physio-
therapie in Österreich.
2006
Start des ersten Universitätslehr-
gangs »Musculoskeletal Physio-
therapy« in Kooperation von
Physio Austria mit der Donau-
Universität Krems.